Grün will anders Schule machen

Schleswig-Holsteins Grüne sprechen sich in ihrem Wahlprogramm für Gesamtschulen aus – und für die Weiterführung der Regierungskoalition mit der SPD

Kiel taz/dpa ■ Die Umfragen sehen zwar die CDU vorn, die schleswig-holsteinischen Bündnisgrünen aber wollen nach der Landtagswahl im Februar weiterregieren, und das – wenig überraschend – am liebsten mit der SPD: „Das ist angesichts der Parteienstruktur in Schleswig-Holstein an sich logisch“, sagte Landesverbandssprecherin Marion Barsuhn gestern bei der Vorstellung des vorläufigen Wahlprogramms. Ihr Kollege Björn Pistol fügte hinzu, dass – sollte es für Rot-Grün allein nicht reichen – mit dem SSW verhandelt werden könne.

Mit klassischen grünen Themen wie Umweltschutz, ökologischem Wirtschaften und gleichen Bildungschancen will die Partei Herzen und Stimmen der Schleswig-HolsteinerInnen gewinnen. Einer der Kernpunkte lautet, so schnell wie möglich Gesamtschulen einzuführen: Neun Jahre sollen alle Kinder gemeinsam die Schulbank drücken. LehrerInnen sollen im Studium mehr Pädagogik und weniger Fachchinesisch büffeln und nicht mehr verbeamtet werden. Dafür wollen die Nordgrünen bundesweit Verbündete suchen: Würde, wie schon einmal geschehen, Schleswig-Holstein allein mit dieser Idee vorstürmen, bestünde die Gefahr, dass PädagogInnen abwandern, befürchtete Barsuhn. Entstehen könnten bis zu 2.000 neue LehrerInnen-Stellen – Barsuhn schob allerdings vorsichtig nach, dass ein Teil durch Umschichtung bestehender Stellen aufgefangen würde.

Außerdem soll das „Windland Nr. 1“ noch stärker auf alternative Energien setzen: Im Jahr 2010 wollen die Grünen, dass Wind, Sonne, Wasser und Biogas 50 Prozent des Energiebedarfs decken. Dazu sollen unter anderem Off-Shore-Windparks vor den Küsten gebaut werden.

Von der Wunsch-Koalitionspartnerin SPD unterscheiden sich die Grünen vor allem im Bereich Verkehr: Eine feste Querung des Fehmarn-Belt „ist mit uns nicht zu machen“, sagte Barsuhn. Klar sprechen sich die Grünen auch gegen den Ausbau der Flughäfen in Kiel oder Kaltenkirchen aus.

Um die Wirtschaft im strukturschwachen Flächenland anzukurbeln, wollen die Grünen das „Potenzial des baltischen Wirtschaftsraums“ nutzen und fördern. Zügig soll die Verwaltungsstrukturreform angepackt werden, um Ämter und Kreise zu größeren Einheiten zusammenzufassen. Umwelt und Naturschutz stehen im Programm ganz vorn: Des Landes wichtigstes Kapital sei seine „schöne Landschaft“.

Das 70-Seiten-Papier wird weiter diskutiert, die endgültige Fassung wird auf dem Parteitag im November abgesegnet.

Esther Geißlinger