Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Radio no jikan – Welcome Back, Mr. McDonald“ (OmU) 11. 9.–17. 9. im Fsk 1

Inge Eberhard, die Tochter eines österreichischen Försters, lernt Anfang der 50er beim Studium in den USA den Bergbauingenieur Sao kennen und verliebt sich. Nach der Heirat stellt sie bei der Ankunft in seinem Heimatland überrascht fest, dass ihr Gatte der Prinz des mit Burma assoziierten Shan-Staates ist: Inge Eberhard wird „Die letzte Mahadevi“. Und wenn die sympathische und intelligente Frau heute Privates aus jenen Tagen erzählt, bleibt die Dokumentation von Karin Kaper und Dirk Szuszies allein durch ihre Protagonistin überaus lebendig und interessant. Etwas weniger gelungen erscheint hingegen die Aufarbeitung der politischen Probleme des Landes: Prinz Sao kam 1962 beim Militärputsch in Burma ums Leben, doch der Film erzählt auch von diesen Ereignissen so anekdotisch und wenig analytisch wie zuvor. Dass Frau Eberhard ihren reformerisch-autokratischen Gatten verklärt, ist verständlich, kann allerdings wohl kaum als Antwort auf ein diktatorisches Militärregime dienen.

***

Die Szene gilt als das Musterbeispiel für Alfred Hitchcocks berühmten Suspense: Während Herr Thorwald (Raymond Burr) das Haus verlassen hat, versucht die Amateurdetektivin Grace Kelly, in seiner Wohnung einen Anhaltspunkt dafür zu finden, dass er seine ewig nörgelnde Frau gemeuchelt hat. Unterdessen sehen wir, was Kellys eingegipster Freund James Stewart, der die Szenerie vom anderen Ende des Hofes mit einem Teleobjektiv beobachtet, zu spät bemerkt: Mr. Thorwald kommt zurück und Grace Kelly wird nicht mehr genügend Zeit haben, die Wohnung zu verlassen. Gern erzählte Hitchcock von den ersten Reaktionen auf diese Szene aus seinem Klassiker „Das Fenster zum Hof“: Während der Premiere habe er neben dem Schauspieler Joseph Cotten und dessen Frau gesessen, die sich fest an ihren Mann geklammert und dabei ständig gerufen habe: „Nun tu doch was!“ Neben dem Suspense bietet „Das Fenster zum Hof“ vor allem einen nicht immer amüsanten Kommentar zu zwischenmenschlichen Beziehungen in allen erdenklichen Stadien, auf die der gelangweilte „Voyeur“ Stewart bei seinen Observationen des gegenüberliegenden Hauses einen Blick erhascht.

„Rear Window – Das Fenster zum Hof“ (OF) 15. 9. im Arsenal 2

***

Schon einige Jahre alt, aber erst jetzt regulär bei uns im Kino zu bewundern ist Koki Mitanis schrille Farce „Radio no jikan“ (Welcome Back, Mr. McDonald), mit der der Regisseur die Verwestlichung der japanischen Gesellschaft auf die Schippe nimmt: Kurz vor der Live-Sendung eines melodramatischen Hörspiels verlangt eine kapriziöse Schauspielerin, ihren Rollennamen in Mary-Jane zu ändern. Doch damit ist der Damm gebrochen, denn auch die anderen Sprecher wollen nun Änderungen: Es kommt zu Eifersuchtsszenen, Nervenzusammenbrüchen und hektischen Krisensitzungen in jeder Werbepause. Aber das mittlerweile restlos umgeschriebene Stück bekommt schließlich doch ein Happy End: Auch der längst im All verschollen geglaubte Pilot Donald McDonald kehrt noch einmal zurück.

„Die letzte Mahadevi“ 11. 9., 14. 9. im Dokument-Kino

LARS PENNING