unterm strich
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Werner Enke macht zum feierlichen Anlass seinen Strichmännchen-Witz zum Kaminfeuer, dessen televisionär simuliertes Flackern die Debatten im Nachtstudio des ZDF anheizt. Und Elke Schmitter, Schriftstellerin, hier im Hause vor allem als Kollegin in bester Erinnerung, meint knapp und zu Recht, „ZDF-Nachtstudio: Das Unwahrscheinlich findet statt. Wie immer zu spät.“ Das Unwahrscheinliche heißt dann, dass sich – ja, zu spät – die Zuschauer des ZDF signifikant verjüngen. Dass durchschnittlich beachtliche 300.000 dieser wachen Leute dem Plausch am Kamin folgen und dranbleiben. (Im besten Fall waren es auch schon mal 650.000). Das nur zu den medienseitig so hoch geschätzten Zahlen. Das Unwahrscheinliche heißt vor allem aber – um bei den Zahlen zu bleiben –, dass das Nachtstudio am 14. September seine 200. Sendung feiert. Denn als es im September 1997 erstmals auf Sendung ging, war das Motto 1000 bis 2000. Also tausend Tage bis ins damals noch mythenbeladene Jahr 2000, das dann doch nur ein Jahr wie jedes andere war. Jetzt könnte das Motto 1000 nach 2000 sein. Das Nachtstudio erweist sich haltbarer, als man zu Anfang hoffen durfte. Weil es, wie ZDF-Kulturchef Hans Helmut Hillrichs sagt, den „wesentlichen Themen aus Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft regelmäßig ein anspruchsvolles Gesprächsforum“ gibt. Mit intelligenten, kompetenten, meinungsstarken Gästen und einem Moderator, dem selbst das Video-Kaminfeuer nicht die Schau stehlen kann: Volker Panzer, ideaman dieser etwas anderen Talkschau. Thema am Sonntag: „Weltkrieg der Bilder Massenmedien und Demokratie“, mit Marcia Pally, Claus Leggewie, Norbert Bolz und Franziska Augstein.