EDMUND STOIBER UND DER RÜCKTRITT DES MÜNCHNER CSU-VORSTANDS
: Ein Rücktritt, kein Fortschritt

Nein, er habe kein „Machtwort“ gesprochen, behauptete CSU-Parteichef Edmund Stoiber nach seinem Krisentreffen mit den Spitzen des CSU-Bezirksverbandes München. Am Ende des Treffens stand die Verkündung des Rücktritts des gesamten Münchner Parteivorstandes. Den Vorständen war gar nichts anderes übrig geblieben, denn hätten sie sich dem „Vorschlag“ Stoibers nicht gebeugt, hätte dieser die Parteigliederung der Landeshauptstadt kurzerhand auflösen lassen. Doch ein Machtwort?

Davon kann keine Rede sein. Denn Stoiber ist schlicht nicht in der Lage, im Münchner Verband Machtworte zu sprechen – hier hat er keine Macht. Hier regieren seit Jahrzehnten nicht Beschlüsse oder Parteichefs, sondern diejenigen, die es sich in den Hinterzimmern bequem gemacht haben, Betrüger, Stimmenkäufer, Erpresser, die Intrigen aushecken. Sie machen sich gegenseitig das Leben schwer – und nicht dem politischen Gegner. Hilflos musste Stoiber in der Vergangenheit mit ansehen, wie sich die Münchner CSU immer mehr zu einer kriminellen Vereinigung entwickelte – auch der Einsatz von Monika Hohlmeier als Magd im Augiasstall half da nichts, auch sie hatte schnell schmutzige Finger bekommen und scheint mittlerweile, nach immer neuen Enthüllungen von Parteifreunden, geradezu vor Dreck zu starren.

Der jetzt propagierte „Neuanfang“ könnte bald zu nur einer weiteren lächerlichen Episode schrumpfen in dieser Geschichte des christsozialen Unvermögens, im großstädtischen Milieu Fuß zu fassen. Denn, wie Stoiber gestern nicht ausschließen konnte, es ist „denkbar, dass die bisherigen Vorstandsmitglieder erneut kandidieren“. Es wäre also möglich, dass am 17. September, bei den parteiinternen Neuwahlen, wieder diejenigen triumphieren, die gestern noch zähneknirschend der ohnmächtigen Bitte Stoibers entsprachen.

Dann müsste der CSU-Chef, der ja immer nach Höherem strebt, sich der größten Herausforderung seines politischen Lebens stellen. Er müsste in den Sumpf der Münchner CSU herabsteigen – in höchster Gefahr, ebenfalls darin zu versinken.

STEFAN KUZMANY