unterm strich
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Der größte Regisseur aller Zeiten und selbst ernannte Sägezahn im Regierungsviertel wird der Hauptstadt weiter erhalten bleiben. Nach einem einstündigen Gespräch mit dem Berliner Oberbürgermeister Klaus Wowereit gab Claus Peymann gestern bekannt, er werde den Vertrag erfüllen, der ihn noch bis 2007 als Intendant an das Berliner Ensemble bindet. Der „66-jährige Theatermacher mit Lorbeeren aus legendären Zeiten am Wiener Burgtheater“, wie die Kollegen von der dpa Peymann nennen, um klar zu machen, dass es auch einmal eine Epoche gab, als Peymann nicht nur eine wichtigtuerische Nervensäge war, hatte vor dem Gespräch mit Wowereit eigens ein Plakat an der Fassade des Theaters am Schiffbauerdamm angebracht, auf dem er sich als „Guerrillakämpfer“ bezeichnete. Natürlich geht es ums Geld. Peymann befürchtete, der Senat könne ihm den Geldhahn zudrehen, und hatte in den vergangenen Monaten schon des Öfteren das Wort ergriffen und die Berliner Politiker als „Kulturbanausen“ geschmäht. Die Bettelei um Geld sei „befremdlich, ernüchternd und abstoßend“, so Peymann, und die Sparmaßnahmen würden die Berliner Kultur an den „Rand des Wahnsinns“ befördern. Kurzzeitig soll Peymann sogar mit dem Gedanken gespielt haben, nach Hamburg weiter zu ziehen. Daraus wird nun nichts. Denn eigentlich fühlt sich Peymann in Berlin dann doch gut aufgehoben: „Es ist zwar unerträglich hier, aber das ist ja der Hauptreiz der Stadt.“ In diesem Sinne ist es dann ja auch prima, dass er bleibt.

In Rufweite vom Berliner Ensemble steht das Deutsche Theater und die Kammerspiele. Beides Häuser, an denen die Schauspielerin Judith Stößenreuther Rollen in zwei Inszenierungen spielte, für die sie nun mit dem O. E. Hasse-Preis ausgezeichnet worden ist, der von der Berliner Akademie der Künste vergeben wird. 5.000 Euro bekommt die 22-Jährige für ihr Spiel in Wedekinds „Frühlingserwachen“ unter der Regie von Ulrich Matthes und Brechts „Mutter Courage“, inszeniert von Paul Zadek. Sie habe in ihren Rollen „Intensität“, „einprägsame Verve“ und „Ausdrucksenergie“ gezeigt, teilte die Akademie mit. Welche Rollen Stößenreuther spielte, verschweigt die Agenturmeldung zwar, die Biografie O. E. Hasses wird dagegen mitgeteilt: Bühnen- und Filmschauspieler war er, 1981 stiftete er den Preis, und vor genau einem Monat wäre er 100 Jahre alt geworden. Stößenreuther stammt aus Plau im Vogtland und studiert seit drei Jahren an der Schauspielschule Ernst Busch. Der Preis geht abwechselnd an Angehörige dieser Schule und der Münchner Otto-Falckenberg-Schule.