Weg damit!

Wer seinen Angehörigen Arbeit mit dem dermaleinstigen Nachlass ersparen will, fängt beizeiten mit dem Sichten und Ordnen an, legt fest, wer was bekommen soll – und trennt sich von nutzlosem Krempel.

Manche können es aber nicht lassen und horten Absurditäten, die niemand gern erbt: Neben der weltweit größten Sammlung handsignierter Fußballautogrammkarten (1.004) finden sich im Guinnessbuch zum Beispiel auch die Rekordsammlungen von Eieruhren (660), Radiergummis (18.954), Kugelschreibern (238.500), Chipstüten (1.187), Kronkorken (411.571), Spielzeugtrollen (800), Schneekugeln (6.120), Teebeutelanhängern (10.135) und Zuckertüten und -würfeln (303.300).

Menschen, die ihre Sammelleidenschaft nicht mehr zügeln können, leiden unter dem Messiesyndrom (vom englischen „mess“, Unordnung). Messies heben unstrukturiert alles auf, von der Plastiktüte bis zum kaputten Radiowecker, bis sie im Chaos zu ertrinken drohen. Außerhalb ihrer Wohnung führen Messies meist ein unauffälliges Leben und gelten nicht selten als Perfektionisten. Ihren eigenen Ansprüchen können sie aber im Privatleben nicht mehr gerecht werden. Der Rückzug aus dem Bekanntenkreis, die wachsende Isolation und das permanente schlechte Gewissen können zu schweren Depressionen und sogar zum Selbstmord führen. Die Zahl der in Deutschland Betroffenen wird auf 1,8 Millionen geschätzt. Hilfe können sie in einer Therapie oder bei einer der inzwischen rund 120 Selbsthilfegruppen finden. Selbsthilfegruppen im Internet: www.anonymemessies.de und www.messies-selbsthilfe.de

Die amerikanische Bestsellerautorin Sandra Felton, Gründerin der Anonymen Messies, empfiehlt in ihrem Buch „Im Chaos bin ich Königin“ (Brendow & Sohn, Moers 2000, 11,90 Euro) zur Überwindung der Angst vor dem Wegwerfen das Vier-Kisten-Prinzip: In eine Kiste kommt alles, was man wegwerfen kann, in die andere alles, was verkauft oder verschenkt werden soll. Eine besonders kleine Kiste ist für die Sachen, bei denen man sich nicht auf Anhieb entscheiden kann, was damit zu geschehen hat, der Inhalt der vierten darf aufgehoben werden. Damit einem die Unordnung nicht gleich wieder über den Kopf wächst, muss anschließend für alles, was man neu kauft, etwas anderes weggegeben werden.

Wer zu Hause keinen Platz mehr hat, sich aber trotzdem noch nicht von seinen alten Schulzeugnissen, Skistiefeln oder Liebesbriefen trennen will, kann sie auch einlagern lassen. Self-Storage heißt das Prinzip aus den USA. Konstante Temperaturen, garantierte Trockenheit und Videoüberwachung kosten aber ab vierzig Euro pro Monat für sechs Kubikmeter.

Dauerhaft wird man lästige Erinnerungen auf dem Sperrmüll los. Bis zu zwei Kubikmeter werden kostenlos auf den Recyclinghöfen der Stadtreinigung entgegengenommen. Für ungefähr zwanzig Euro holt die Sperrmüllabfuhr alten Hausrat von zu Hause ab – gegen Aufpreis auch vom Dachboden oder über Nacht. Jeder Deutsche produziert pro Jahr durchschnittlich fast vierzig Kilo Sperrmüll.

Sparsame versilbern ihren Ramsch lieber auf dem Flohmarkt. Oder versteigern ihn auf der Internettauschbörse eBay. Dort kann man für alte Ansichtskarten, Comics, Überraschungseifiguren oder Nummernschilder gelegentlich noch ganz erstaunliche Preise erzielen. Und nebenbei neue Sachen für Keller und Speicher entdecken.

MATTHIAS ANDREAE