urdrüs kolumne
: Arbeitslose Modellathleten und das Böse

Während Howard Carpendale mit der Goldenen Stimmgabel für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird, und Parteichef Dieter Bohlen von Gloria Fürstin von Thurn und Taxis über das ausgewählten Printprodukten beiliegende Magazin „Chrismon“ öffentlich und in animalischer Wildheit mit den Worten „Ich würde ihn gern kennen lernen. Er ist so sympathisch“ angebaggert wird, darf sich also unser Nashorn-Bürgermeister Henning Scherf nach der Kölner Fahrradmesse IFMA mit der Auszeichnung „best for bike“ als „fahrradfreundliche Persönlichkeit“ geehrt fühlen. Ich aber preise und lobe ausnahmsweise mal den ganzen Bremer Senat, falls es sich tatsächlich als wahr erweist, dass mein geschätztes Hafencasino am Holzhafen endlich vor der Abrissbirne der herzlosen Wirtschaftsförderer und Gemeinplaner gerettet ist!

Ob die unglaubliche Energie dem universellen Schweinesystem der sozialen Demontage nicht zu denken gibt, mit denen unbekannte Modellathleten jetzt den 500 Kilogramm schweren Tresor eines Reisebüros aus der Bremer Innenstadt bis an den Werdersee wuchteten? Hier werden die Dimensionen des Möglichen erkennbar, wenn Arbeitslose sich zusammentun, nicht länger auf Job-Zentren, Beschäftigungsinitiativen oder Politiker vertrauen und ihre Sache in die eigenen Hände nehmen: „Kommen Lohn und Arbeit nicht zu uns, dann holen wir sie!“ 500 Kilo! Kompliment...

Die unverschämt-flotte Leichtigkeit, mit der die Existenz des Dachverbands Ausländischer Kulturvereine vom grünen Speckjäger Matthias Güldner in Frage gestellt wird, qualifiziert diesen Schurkendarsteller des alternativen Liberalismus einmal mehr für die Mitgliedschaft in der FDP und damit für den Sitz auf dem Dixie-Klo außerhalb des Parlaments. Der DAB betreibt nun wirklich nicht die Rennbahn oder die kommunale Katastrophensimulationsanlage auf der Bürgerweide, wo die Staatsknete massenhaft verjuxt wird...

Apropos Bürgerweide, die zu guten alten Catcherzeiten auch schon mal Würgerweide hieß: In Hannover auf dem Schützenplatz startet am kommenden Donnerstag im stimmungsvollen Zirkuszelt das derzeit größte Wrestling-Turnier Deutschlands unter Beteiligung des Bremen-Findorffers Christian „Ecki“ Eckstein. Siegen aber wird natürlich Doug „The Anarchist“ Williams, der mir nach Abbruch meines jüngsten Hungersteiks gegen das Böse in der Welt als Aufbaudiät empfahl „Bowl of cereal or porridge“.

Nachdem der Bremer Sozialwissenschaftler Torsten Saak jetzt bei einer Studie über Obdachlose für Hamburg ermittelte, dass immer mehr Menschen auch in den besseren Vierteln auf Parkbänken oder unter Brücken schlafen, mache ich mir ernsthafte Sorgen um den aus der Gnade seiner Parteifreunde gefallenen Ex-Senator Ralf Borttscheller. Wo ist der Herr Notar in der Krise der Bauwirtschaft eigentlich abgeblieben? Aber Kopf hoch, denn es gilt trotz alledem: Lieber gut leben als Schwachhausen! Weiß sich völlig eins mit dem großen Ganzen dieser Welt

Ulrich
„Braveheart“ Reineking