Zentralunterhaltung

ARD-Programmdirektor Günter Struve will im dritten Anlauf endlich eine Gemeinschaftsredaktion für die Unterhaltung im Ersten. Besser wäre das

von STEFFEN GRIMBERG

Wer sich in diesen Tagen um die Zukunft des RBB-Zeitgeistmagazins „Polylux“ im Ersten sorgt, bekommt merkwürdige Antworten: Jetzt liege die immer noch bestehende Ungewissheit über den „Polylux“-Fortbestand nicht mehr so sehr an der laufenden Programmreform bei der aus Sender Freies Berlin und Ostdeutschem Rundfunk Brandenburg entstandenen Fusionsanstalt. Sondern, wie es aus der RBB-Fernsehdirektion heißt, an Günter Struve. Denn der ARD-Programmdirektor plane mal wieder eine zentrale Unterhaltungsredaktion für das Erste.

Besser wäre das. Denn der Zustand der ARD-Unterhaltung ist als Misere noch viel zu höflich umschrieben. Struve dementiert auch gar nicht, dass er hier einen erneuten Vorstoß plant. Es wäre sein dritter. Nur das mit „Polylux“ will er nicht so verstanden wissen.

Bisher haben die peinlich auf ihre Einflussbereiche bedachten neun ARD-Anstalten den angenehm unzimperlichen Programmchef als Alleinunterhalter ausbremsen können. Lediglich das Vorabendprogramm (17.55–20.00 Uhr) und der Bereich Serie im Ersten werden von Gemeinschaftsredaktionen bespielt. Ergebnis: Formate wie „Marienhof“ und „Verbotene Liebe“ – und jede Menge Kritik ob solcher Seifenopern, deren Erfolge beim jungen Publikum allseits aber gern in Kauf genommen wird.

Von einer zentralen U-Offensive wäre nun zunächst der Samstagabend als klassischer Höhepunkt aller TV-Unterhaltung betroffen – weil er zu oft zum Tiefpunkt wird. Auch dieses Wochenende läuft wieder ein haarsträubendes „Me too“-Programm („Deutschland wählt den Jahrhunderthit“, Sa., 20.15 Uhr, ARD). Neue, eigene, am Ende sogar erfolgreiche Ideen sind Mangelware.

Nach Informationen des Fachdienstes Funkkorrespondenz (FK) steht aber auch der Donnerstag zur Disposition. Doch hier läuft seit 2002 große Politik („Panorama“, „Monitor“, „Kontraste“), erst ab 21.00 Uhr übernimmt die Unterhaltung das Feld. Laut FK wollen die „ARD-Verantwortlichen die Gründung einer zentralen Unterhaltungsredaktion damit verbinden, dass (…) der 90-minütige Donnerstag-Timeslot von 20.15 bis 21.45 Uhr grundsätzlich für die Unterhaltung reserviert“ wird. Trotz zuletzt ordentlicher Quoten für „Monitor“ und Co.

Ob Struves Bekenntnis zur ARD als Informationssender Nummer 1 („Damit leben wir und dafür sterben wir“) hält, können die ARD-Granden ab Montag selbst überprüfen. Dann tagen sie in Dresden.