Hellers Herold

Vom 31. August bis 7. November macht der FIFA-Fußball Station in Hamburg und wirbt für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland

„Der Globus soll eine sinnliche wie intellektuelle Herangehensweise an Fußball herstellen“

Von Oke Göttlich

Um zu verstehen, was sich vom 31. August bis zum 7. November auf dem Hamburger Rathausmarkt zutragen wird, sollte man sich in André Hellers Wortwelt verirren. Denn das „Generalkonsulat der Vorfreude auf die WM 2006“, wie der Eventkünstler seinen Fußball-Globus nennt, wird derart mit Bedeutungen und Querverweisen zwischen Kultur, Sport, Fußball und Politik aufgeladen, dass es beinahe zu schwer für das älteste Silo der Hansestadt, also den Rathausmarkt, gewesen wäre.

Erst nach der Intervention des Bürgermeisters Ole von Beust (CDU), der seit kurzem wieder vom Olympia-Fieber befallen ist, durfte der knapp 20 Meter hohe, 60 Tonnen schwere und mit 20.000 Lämpchen beleuchtete Globus vor seinem Balkon platziert werden. Es wäre nicht auszudenken gewesen, welchen Schaden die immer wieder als „Sportstadt“ propagierte Hansestadt genommen hätte, wenn das Prestige-Objekt des kulturellen Rahmenprogramms für die Fußball-Weltmeisterschaften an den Hauptbahnhof verbannt worden wäre.

So wird „Hellers Herold“, wie dessen Pressesprecher Jochen Hieber die Kugel voller „Informationen und Unterhaltung“ auch nennt, am 31. August auf dem Rathausmarkt von Franz Beckerbauer und dem Künstler selbst offiziell eröffnet. Hamburg ist die fünfte Station des mobilen Fußballs, mit dem der Fußball-Weltverband FIFA in allen zwölf Austragungsorten der WM 2006 Deutschland unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ als Gastgeber anpreist.

120 Menschen passen in den kugelförmigen Pavillon, der allabendlich zum „kleinen Kammertheater“ mutiert. Das soll dazu beitragen, besonders das Laufpublikum für einen Besuch zu begeistern, um so die Gästezahlen in Berlin zu übertreffen, wo immerhin 110.000 Menschen den interaktiven Ball betrachteten.

Von außen wandelt sich das runde Gerüst vom schwarz-weißen Tagesgehäuse im Fußballgewand abends in ein oszillierendes Lichtobjekt, das mal die Kontinente aufleuchten lässt, mal die Magie des runden Leders ausstrahlt. Innen warten neben interaktiven Computerspielereien rund um den Fußball eine Reihe von Programmpunkten, die von verschiedener Seite initiiert worden sind.

Zum einen bespielt Hellers Agentur Art-Event das Rund, zum anderen gestaltet die Kulturbehörde einige Abende mit lokalen Programmpunkten. „Es ist das bislang größte Rahmenprogramm, was von einem Austragungsort geleistet worden ist“, brüstet sich Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos).

Neben der Aufführung der Produktion „El Diego – Die Welt des Maradona“, die von der Kampnagel-Fabrik am 2. November inszeniert wird, werden weitere Kulturträger Hamburgs wie das Thalia Theater, die Hamburgische Staatsoper und weitere ihre Verbindungen zum Fußball herstellen.

Karin von Welck hob erwartungsgemäß die Chance hervor, „sich an einem ganz anderen Ort und einem ganz anderen Publikum präsentieren zu können“. Ihrer etwas hilflosen und hektischen Präsentation konnte man entnehmen, wie wenig der zur WM 2006 verstärkte Versuch Fußball und Kultur miteinander verschmelzen zu lassen, in politischen Behörden angekommen ist. Während Fußball und Kultur längst nebeneinander existieren, wird mit dem Globus der überholte Gedanke, eine künstliche Verbindung zwischen beidem herzustellen, massenkompatibel vermarktet. Dies soll dazu führen, eine „sinnliche wie intellektuelle Herangehensweise an Fußball herzustellen“, wie Hieber meint.

Der gemeine Fußballfan soll mit dem Kulturschaffenden bei gepflegten Podiumsdiskussionen zwischen Marco Bode und Roger Willemsen (27. September), sowie Michael Naumann (Herausgeber DIE ZEIT) und André Heller (3. November) Brüderschaft trinken. Man könnte auch gleich ins Stadion gehen oder es mit einem der vielen Bonmots des Bayern-Managers Uli Hoeneß sagen: „Der Ball ist sehr hart aufgepumpt.“

Der Fußball-Globus auf dem Hamburger Rathausmarkt ist vom 31. August bis 7. November jeweils von 10 bis 18 Uhr zu bestaunen. Eintritt: 1 Euro für Jugendliche und 2 Euro für Erwachsene. Weitere Infos unter: www.fifaworldcup.com/globus