Beginenhof zu kaufen

Für den Beginenhof hat sich kein Käufer gefunden – jetzt soll das Frauen-Wohnprojekt Wohnung für Wohnung verkauft werden

„Eine Garantie für die Ewigkeit gibt es nicht“, sagt Erika Riemann-Noltenius

Bremen taz ■ Beim Beginenhof in der Bremer Neustadt sind immer noch jede Menge Ladenflächen und Wohnungen zu haben. Die Gaststätte „Domizil“ hat ihr Firmenschild hängen lassen, steht aber seit Monaten leer. Der Kosmetik-Salon hat vor Wochen dicht gemacht, für die fertig eingerichtete Sauna hat sich nie eine Pächterin gefunden. Wenigstens der Öko-Vereinsladen „Ökotop“ scheint zu laufen, und da die Stadt Ladenflächen für eine freie Kita-Initiative subventioniert, ist dieser Teil der Schaufenster-Flächen auch belebt. Kurz: Über das Frauen-Wohnprojekt verfügt nach wie vor der Insolvenzverwalter.

Der hat die Hoffnung aufgegeben, dass sich ein Käufer findet, der das Risiko der Immobilie übernimmt. Nun sollen die Wohnungen einzeln verkauft werden. Nur an Frauen richtet sich das Kaufangebot, erklärte Andreas Könecke von der Insolvenzverwaltung. Weitergehende formelle Auflagen, die im Sinne des Beginenprojektes binden könnten, gibt es in den Kaufverträgen nicht. Wohnungen dürfen aber auch als Geldanlage gekauft und vermietet werden.

Die Preise wurden um 20 Prozent gesenkt, der Quadratmeter kostet nicht mehr 3.600 Mark wie am Anfang, sondern 1.400 Euro. Dennoch laufen trotz der niedrigen Zinsen die Interessentinnen dem Konkursverwalter nicht die Türen ein. Fast alle Beginen, die in der ersten Phase eine Wohnung gekauft hatten, waren nach der Insolvenz von ihrem Vertrag zurückgetreten und ausgezogen.

20 leer stehende Wohnungen werden für den Verkauf bewusst unvermietet vorgehalten, sagt der Insolvenzverwalter, denn klar ist: Vermietete Wohnungen lassen sich schlechter verkaufen. Wie lange es dauern wird, bis der Rest der Wohnungen auf diese Weise scheibchenweise an die Frau kommt, kann niemand sagen. Für einen Insolvenzverwalter jedenfalls macht die kleinteilige Verkauf vor allem viel Arbeit.

Vor allem im „Beginenhof 4“ stehen viele Wohnungen leer. Das sollte einmal eine Art Hotel werden, sagt Erika Riemann-Noltenius, die bis heute die Vorsitzende des Vereins der Beginen ist. Insolvenz hatte die als Genossenschaft organisierte „Bremer Beginenhof-Wohnungsbau-Kooperative“ (BBWK-EG) anmelden müssen, nicht der Verein. Für sie ist nach wie vor die Politik Schuld am Konkurs: „in Aussicht gestellte Fördermittel“, und zwar in der stolzen Höhe von 7,5 Millionen D-Mark, seien nicht geflossen. Sie ist voller Hoffnung, dass die Idee der „Beginenhöfe“ weiter blüht. Im nächsten Jahr würden voraussichtlich fünf weitere Beginenhöfe gebaut, vor allem in Nordrheinwestfalen. Im April war ein bundeweiter Dachverband gegründet worden.

Der Nachteil der neuen, durch die Insolvenz erzwungenen Verkaufsstrategie ist für Riemann-Noltenius vor allem, dass die soziale Mischung in Gefahr gerät. Wohnungen kaufen können jüngere Frauen oft nicht, die „Altersmischung“ sei aber ein Ziel der Beginen gewesen. Dass die Käuferinnen nicht vertraglich verpflichtet werden können, ihre Wohnungen dauerhaft nur an Frauen zu vermieten und weitezuverkaufen, überrascht Riemann-Noltenius nicht. Rechtlich seien solche Bindungen sehr problematisch, sagt sie, auch in der Anfangszeit sei klar gewesen, dass zum Beispiel ein Vorkaufsrecht der Genossenschaft für den Fall, dass eine Begine nur männliche Erben hat, verfassungswidrig gewesen wäre. „Eine Garantie für die Ewigkeit gibt es nicht.“ Entscheidend sei, dass die Kultur des Zusammenlebens stark bleibe. Das entspricht übrigens auch der historischen Wurzel der Beginen: bei den mittelalterlichen Beginen handelte es sich um alleinstehende Frauen oder Witwen, die gerade nicht ins Kloster gehen wollten und keine Gelübte für die Ewigkeit ablegen wollten. Sie konnten „jederzeit ihren Status ändern und den Beginenhof wieder verlassen“, betont Riemann-Noltenius.