NEUE FILME
: Diese Woche neu im Kino

KURZE HOSEN: Hackesche Höfe, XenonDÄNISCHE DELIKATESSEN: Kant, Kino Kulturbrauerei, Moviemento

Ein Leben lang kurze Hosen tragen

D 2002, Regie: Kai S. Pieck. 83 Min.

Wegsperren oder therapieren? Die Mühe auf sich nehmen, das Unverstehbare zu rationalisieren, oder den Lebenslauf eines jugendlichen Mörders für sich selbst sprechen lassen? Der Film, der auf Dokumenten des wirklichen Falls von Jürgen Bartsch beruht, versucht beides. In einem langen Monolog, inszeniert als „authentische“ Videoaufzeichnung einer Therapiesitzung, versucht der erwachsene Jürgen Bartsch (Tobias Schenke) sich und dem Zuschauer Rechenschaft abzulegen über seine Taten. Eingeschoben sind Szenen seiner Jugend als einziges Kind eines emotionsarmen Ehepaares. Detailverliebt rekonstruiert der Film die Atmosphäre und das Kolorit eines Kleinstadtlebens im Deutschland der 50er- und 60er-Jahre. Ein filmisches Ablenkungsmanöver, wie sich bald herausstellt. Denn warum Bartsch zum Mörder werden konnte, wird man von den Ausstattungsdetails nicht erfahren.

Dänische Delikatessen

DK 2003, Regie: Anders Thomas Jensen. 95 Min.

Willkommen im Land des schwarzen Humors, willkommen in Dänemark. So sieht es also aus, wenn die Leute von der Kopenhagener Filmschule mal die Dogma-Regeln beiseite schieben und kräftig in Genre machen. Aber es ist nicht das erste Mal, und Regisseur Anders Thomas Jensen hat nicht nur das Skript für „Mifune“ geschrieben. Seine Geschichte von den Metzgern mit besonderen Delikatessen geht runter wie geschnitten Huhn. Andererseits wird hier nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Letztlich ergeht sich Jensen nicht in groteskem Grusel, sondern erdet seine Geschichte auf dem Boden menschlicher Unzulänglichkeiten.