was macht eigentlich...… Käthe Reichel?: Sie spricht nur einmal
Brecht hat sie einst gelehrt: „Gib keine Interviews. Oder nur, wenn du was zu sagen hast.“ Ihrem Brecht ist Käthe Reichel treu geblieben. Seinen vorletzten Brief schrieb der Altmeister am 8. August 1956 ihr zuliebe an den Sowjetischen Schriftstellerverband: „Käthe Reichel, die Euch diesen Brief übergibt, ist eine der begabtesten Schauspielerinnen des Berliner Ensembles und auch in Westdeutschland sehr bekannt.“ Von seinem Honorarkonto solle man ihr 1.000 Rubel geben – eine gehörige Summe damals. Sie kam ohne künstlerische Ausbildung an das BE und wurde doch unter Brecht einer seiner Stars. Nun steht die 78-jährige Schauspielerin, die noch immer am Deutschen Theater auftritt, wieder in der Öffentlichkeit, auf einer noch größeren Bühne. Auf der ersten Berliner Montagsdemo hielt sie eine Rede – und wer sie hören konnte, mag sich daran erinnert haben, dass sie 1989 zu den Initiatoren der großen November-Demonstration auf dem Alex gehörte. Schon Jahre zuvor hatte sie Unterschriften gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns gesammelt. Es gab nicht viele mit so viel Mut. Warum wir das alles schreiben? Weil wir mit der Reichel ein schönes, langes Montagsinterview führen wollten, über Altes und Neues hier im Lande. Doch leider, siehe oben, wollte sie nicht. Was sie zu sagen habe, habe sie in der Montagsrede gesagt – und nachzulesen sei die bald im Neuen Deutschland. Und wenn man diese Rede gelesen habe, wolle man eh nicht mehr mit ihr reden, meinte sie. Das glauben wir zwar nicht. Trotzdem: Chapeau, Käthe Reichel! GES FOTO: ARCHIV
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