„Gute Ansätze, riesiger Verbesserungsbedarf“

Bilanz der Deutschen Energieagentur: Agenturchef ist voll des Lobes, Branche der Öko-Energie grummelt

BERLIN taz ■ Die – neudeutsch – „Powerwalker“ im Berliner Grunewald laufen neuerdings mit Skistöcken. „Natürlich sind die völlig ungeeignet. Aber weil die Verkäufer gutes Marketing gemacht haben, kaufen die Leute“, sagt Stephan Kohler.

Der ist Chef der Deutschen Energieagentur (Dena), die gestern in Berlin ihre Bilanz vorlegte. Und die sei „nicht nur von den Inhalten, sondern auch von den Umsätzen her glänzend“, so Kohler. Als „Kompetenzzentrum für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien“ im Jahr 2000 gestartet, macht die Dena mittlerweile mit 60 Mitarbeitern knapp 14 Millionen Euro Umsatz. Wichtig ist Geschäftsführer Kohler der Hinweis, dass inzwischen mehr Mittel aus der Wirtschaft kommen als vom Gründungsvater, der Bundesregierung. „Die zunehmende Akzeptanz der Wirtschaft liegt sicherlich darin begründet, dass wir keine der Bundesregierung untergeordnete Behörde sind, sondern eine GmbH, die interministeriell arbeiten kann.“

Viel wichtiger als die Zahlen sind natürlich die aktuellen Inhalte. Zu diesen sagt Kohler solche Sätze: „Zum einen werden wir bestehende Kampagnen inhaltlich ausdifferenzieren, auf neue Zielgruppen ausdehnen und mit weiteren Projekten vernetzen; zum anderen wird die Dena im zweiten Halbjahr inhaltlich neue Schwerpunkte setzen.“

Bestehende Kampagnen sind etwa die Exportinitiative für Erneuerbare Energien, verschiedene Effizienzinitiativen oder der so genannte Gebäudeenergiepass, der derzeit im Feldversuch getestet wird. Dieser soll Mietern oder Eigentümern als „Bewertungskriterium“ für Energiekosten des Objektes dienen, denn „in Zeiten des steigenden Ölpreises werden Nebenkosten immer wichtiger“, so Kohler. Neu ins Programm wird der Komplex „Mobilität“ aufgenommen.

Die Branche ist bei weitem nicht so voll des ungeteilten Lobes, wie der Dena-Chef selbst. Während eine Sprecherin des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft die „gute Zusammenarbeit“ lobt, kommt von den Verbänden der Regenerativen Energien Kritik. „Man sieht gute Ansätze, aber auch riesigen Verbesserungsbedarf – speziell bei der Exportinitiative“, sagt etwa Ralf Bischof, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Windenergie. Milan Nitschke, Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie: „In Punkto Energieeffizienz gibt es nichts, was jenseits von klassischer Kundenberatung wegweisend für die Politik sein könnte.“

Zurück zu den „Powerwalkern“ im Grunewald. „Während bei den unsinnigen Skistöcken das Marketing funktioniert, gelingt es uns oft nicht, sinnvollste Dinge zu verkaufen“, beklagt Kohler. Sei aber auch schwer: „Man kann ja schlecht mit Wärmedämmung durch den Grunewald laufen.“ NICK REIMER

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