Arafat zeigt sich selbstkritisch

Palästinenserpräsident prangert Machtmissbrauch und Fehler in Autonomiebehörde an. Explosion im Haus von Hamas-Führer al-Dschabari in Gaza tötet fünf Palästinenser

JERUSALEM taz ■ Angesichts des wachsenden Unmuts innerhalb der palästinensischen Bevölkerung gegenüber der eigenen Führung räumte Palästinenserpräsident Jassir Arafat gestern erstmals öffentlich Fehler ein. Die vor der Parlamentssitzung ausgestrahlte Rede enthielt indes keine konkreten Maßnahmen, um „die Fehlhandlungen einiger Institutionen“ und derer, „die verantwortungslos ihre Positionen missbrauchten“, zu korrigieren, wie Arafat versprach.

Arafat sicherte dem palästinensischen Premierminister Kurai „volle Rückendeckung“ für Maßnahmen zu, um die bestehenden Missstände zu korrigieren. Niemand sei von Fehlern frei, „bei mir selbst beginnend“. In seiner Ansprache räumte er „Probleme bei der persönlichen Sicherheit“ der Palästinenser ein und spielte damit auf das zunehmende Chaos vor allem im Gaza-Streifen an. Gleichzeitig weigerte er sich unverändert, die Sicherheitsdienste dem Innenministerium zu unterstellen.

Mit Blick auf den Hungerstreik der palästinensischen Häftlinge, die seit Sonntag in Israel für verbesserte Haftbedingungen kämpfen, appellierte Arafat an die internationale Gemeinde. Bis gestern schlossen sich 2.260 der insgesamt 3.800 so genannten Sicherheitshäftlinge dem Streik an. Die israelischen Gefängnisbehörden lehnen Verhandlungen mit den Streikenden grundsätzlich ab. In Gaza und im Westjordanland demonstrierten gestern tausende Palästinenser ihre Unterstützung für den Hungerstreik.

Bei einer heftigen Explosion im Haus des Hamas-Führers Ahmed al-Dschabari sind Mittwochnacht in Gaza mindestens fünf Palästinenser getötet und acht weitere verletzt worden, berichteten Augenzeugen und Sicherheitskreise. Die Explosionsursache war noch unklar. Unter den Toten seien auch zwei Söhne al-Dschabaris, verlautete aus dem Schiffa-Krankenhaus. Über den Zustand von al-Dschabari selbst lagen keine Angaben vor.

In Tel Aviv entschied unterdessen der Likud-Parteitag in den Nachtstunden über eine mögliche Koalition mit der Arbeitspartei. Im Vorfeld der Abstimmung zeichnete sich eine Mehrheit für die Partei-Rebellen gegen eine solche Koalition ab.

SUSANNE KNAUL

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