Reiz der Idylle

Konzert-Wochenende auf Schloss Gödens beweist: Auf Landpartie ist das Musikfest Bremen am schönsten

Klaus Maria Brandauer, so hörte man, wolle von Schloss Gödens gar nicht mehr weg. Angesichts der traumhaft schönen Anlage am Jadebusen verständlich: Stolz steht das backsteinerne, völlig intakte, im holländischen Renaissance-Stil 1671 erbaute Schloss in seinem Wassergraben und ein riesiges Wiesen- und Blumengelände, durchzogen mit Wassergräben, lädt ein zum Bummeln und Sitzen.

Bereits eine gewisse Tradition hat es, Konzerte des Musikfests Bremen in diese Idylle auszulagern. Neu in der Konzeption allerdings, diesen Ausflug als ein Familienwochenende zu gestalten: An zwei Tagen wurden an sieben verschiedenen Orten in der Schlossanlage insgesamt 19 Konzerte mit äußerst kompetenten InterpretInnen aus der historischen Aufführungspraxis geboten.

Mit fast 5.000 BesucherInnen wurde dieses Angebot mehr als angenommen: Ins Konzertzelt passten insgesamt 1.700 ZuhörerInnen. Nicht weniger waren auch gekommen, als Brandauer mit Mendelssohns Sommernachtstraum auftrat, begleitet durch das Chamber Orchestra of Europe.

Eine der Attraktionen war die Bespielung einer mobilen Barockbühne, die, so Musikfestintendant Thomas Albert, inzwischen von aller Welt angefordert werde. Hier diente sie als Aufführungsort einer allegorischen Oper aus dem Jahr 1703 von Reinhard Keiser mit dem Titel „Der Streit der vier Jahreszeiten“, für deren szenische Umsetzung sich Regisseur Renato Grünig so allerlei hatte einfallen lassen: Die Protagonisten kamen mit dem Fahrrad oder stiegen aus dem daneben liegenden Wasser auf.

Han Tol mit seinem Blockflötenensemble entwickelte eins von zwei attraktiven Kinderprogrammen mit Basteln von Kostümen und Masken und der halbstündigen Einstudierung von „Bruder Jacob“. Zwischen vor Aufregung weinenden und vor Stolz platzenden Kindern war jede Seelenlage vertreten: Mehr kann man für ein Publikum von morgen kaum tun.

Das gut besuchte Konzert am Abend war die Stunde Tanja Tetzlaffs, die mit dem ersten Cellokonzert von Camille Saint-Saëns so ganz ihre Musik zu spielen schien. Klangschön, klangstark, in jeder Hinsicht souverän und mitreißend. Nicht weniger überzeugend allerdings die überirdisch schöne Sologeige von Thomas Klug in Mozarts „Haffner-Serenade“. USL