Babys in Haft

Im Untersuchungsgefängnis mussten zwei Frauen ihre Kinder in ihren Zellen zur Welt bringen

Im Untersuchungsgefängnis sollen im Frühjahr zwei Babys in Zellen geboren worden sein. Nach Aussage der Leiterin der Sozialeinrichtung Café Sperrgebiet, Anke Mohnert, musste eine ihrer Klientinnen ihr Kind allein in der Beobachtungszelle zur Welt bringen – ohne ärztliche Hilfe. Diese habe von einer Mitgefangenen erzählt, die unter gleichen Umständen gebären musste. Die gesundheitspolitische Sprecherin der GAL, Dorothee Freudenberg, hat eine kleine Senatsanfrage zu den Fällen eingereicht. Die Justizbehörde hat dazu gestern keine Stellungnahme abgegeben.

Laut Mohnert war die 20-jährige Frau am Vortag der Geburt wegen Drogendelikten ins Untersuchungsgefängnis gekommen. Als die Wehen einsetzten und sie VollzugsbeamtInnen um Hilfe bat, hätten diese die Schmerzen unter Verweis auf Drogenentzugserscheinungen abgetan. Die Frau blieb demnach während der Geburt allein auf ihrer Zelle. Erst zum Schluss sei ein Krankenpfleger hinzugekommen. Ein Arzt habe ihre Zelle erst aufgesucht, als das Kind bereits entbunden war. Dies sei umgehend ins Kinderkrankenhaus verlegt worden, während seine Mutter weiter im Gefängnis bleiben musste.

Durch ihre kleine Senatsanfrage begehrt die GAL-Abgeordnete nun herauszufinden, ob sich die Geburt tatsächlich wie von der betroffenen Frau geschildert abgespielt und ob es noch einen weiteren Fall gegeben hat. Insbesondere möchte sie erfahren, warum die Frauen nicht zur Entbindung in ein Krankenhaus verlegt worden sind. Auf dem Gelände des Untersuchungsgefängnisses an der Holstenglacis befindet sich das zentrale Krankenhaus der Hamburger Knäste. ELKE SPANNER