Unterversorgte Psyche

Kinder- und Jugendpsychiater warnen vor ambulanter Unterversorgung von Heranwachsenden

Kinder und Jugendliche mit psychischen und psychosomatischen Störungen sind ambulant dramatisch unterversorgt – für 18 Millionen junge Menschen gibt es es bundesweit nur 700 Praxen. Auf diese Notlage wiesen am Mittwoch Kinder- und Jugendpsychiater auf ihrer Hamburger Jahrestagung hin. „Viele Patienten müssen mehrere hundert Kilometer fahren, um den nächsten Kinderpsychiater zu erreichen“, klagt der Chef des Berufsverbandes, Maik Herberhold. Zudem seien Wartezeiten von einem halben Jahr die Regel.

Ohne ein flächendeckendes Netz von Kinderpsychiatern aber würden besonders viele Kinder Gefahr laufen, auch im Erwachsenenalter psychisch krank oder sogar arbeitsunfähig zu sein, ergänzt Johannes Hebebrand, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Mehr als 50 Prozent der psychischen Störungen entstünden vor dem 14. Lebensjahr.

Maik Heberholt forderte eine verstärkte Zusammenarbeit von Ärzten, Psychologen und Pädagogen, um die Engpässe abzumildern. Dadurch würden die Mediziner entlastet und deutlich mehr Patienten versorgt.

dpa/mac