Schauspiel
: Wie der Reichtum sehend wurde

Chremylos, ein attischer Bauer, erwägt, ob er seinen Sohn zum Schurken erziehen soll, auf dass es ihm einmal besser ergehe. Denn, wie die Stimme des einfachen Volkes weiß: Die, die wenig auf die Moral geben, sind auch die, die am Ende die Früchte ernten. Als er seine Frage dem delphischen Orakel vorträgt, erhält er den Rat, den nächsten, den er trifft, zu sich nach Haus einzuladen.

Wie die Götter wollen, handelt es sich dabei ausgerechnet um Plutos, den Gott des Reichtums. Der, blind und in Lumpen gehüllt, muss Chremylos erst beweisen, dass er ein Gott ist. Konfrontiert mit dem gesellschaftlichen Elend gesteht er, dass er nicht sehen könne, wie er seine Gaben verteile. Also lässt ihn Chremylos durch Asklepios von Blindheit und Alter heilen. Plutos’ Gegenspielerin Penia, Göttin der Armut, versucht daraufhin vergebens, den Bürgern die moralischen Vorzüge der Armut zu erläutern und wird verjagt. Plutos hingegen wird für das Ende des Leids gefeiert. Mit den Mitteln der comedia dell’arte hat Frank-Patrick Steckel seinen „Plutos“ für das Theaterlabor in einem kalkweißen, minimalistischen Bühnenbild mit reizvoll rhythmisiertem Chor, Tanzszenen und wunderbaren Liedern so in Szene gesetzt, dass er als Komödie funktioniert.

Dass einem zugleich an diesem Abend auch noch die taktischen Lügen von Volksvertretern samt Verzichtsmoral, die Argumente von Kapitalismus-Apologeten in ihrer Fadenscheinigkeit und einige beklemmend treffende Argumente gegen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit um die Ohren gehauen werden, schmälert das Vergnügen nicht im Mindesten, im Gegenteil. Nur gelegentlich wirkt die Kritik an den Verhältnissen dem guten alten Aristophanes arg aufgezwungen.

Das Ensemble des Theaterlabors ließ sich von diesem ideenreichen Konzept zu bemerkenswerten schauspielerischen Leistungen anspornen. Dafür gab es verdienten und begeisterten Applaus. ASL

Donnerstag bis Samstag, 20 Uhr, Sonntag, 18 Uhr, weitere Vorstellungen 12.-15. 3., 20 Uhr, sonntags 18 Uhr, Concordia