Städte beschließen Bauwut

Eine neue Kooperationsvereinbarung soll konkurrierende Händler im westlichen Revier miteinander versöhnen. Doch echte Macht über neue Ansiedlungen beanspruchen weiterhin die Kommunen

VON ANNIKA JOERES

Bis zuletzt hatten die Ruhrstädte gefeilscht. Am Donnerstag haben Duisburg, Essen, Mülheim, Düsseldorf und Oberhausen dann doch das Einzelhandelskonzept westliches Ruhrgebiet der Düsseldorfer Bezirksregierung abgesegnet. Laut dem Papier sollen sich die Kommunen zukünftig frühzeitig absprechen, wenn sie größere Ladenzeilen planen. „Wir haben einen Durchbruch erzielt“, sagte Regierungspräsident Jürgen Büssow (SPD). Bisher gehe der Wettbewerb im Einzelhandel zu Lasten der Innenstädte. „Diese Zeiten sind nun vorbei.“

Büssows Optimismus ist allerdings verfrüht: Die Städte geben ihre Macht über steuerbringende Geschäfte nicht ab. Geplant sind lediglich Moderationsverfahren zwischen den Kommunen, falls sie Verkaufsflächen über einer Größe von 14.000 Quadratmetern planen. Außerdem sollten künftig außerhalb der Innenstädte andere Waren angeboten werden als im Zentrum. Auf der grünen Wiese sollen dann zum Beispiel vorwiegend Möbel angeboten werden. Sanktionen bei Nicht-Einhaltung dieser Vorgaben gibt es aber keine.

Entsprechend desinteressiert sind die Städte. „Für uns ändert sich nichts“, sagt Frank Kopatschek, Sprecher der Stadt Duisburg. Sonst hätte die Stadt ja auch nicht zugestimmt, sagt Kopatschek. „Wir sind ja nicht doof.“ Das am Hauptbahnhof geplante Einkaufszentrum Multi Casa werde also unverändert kommen. Auch Düsseldorf freut sich über das Konzept, sagt aber auch: „Unsere Pläne bleiben bestehen“, so Sprecher Gregor Geiger. Und damit bleiben auch die Pläne zu den „Düsseldorfer Arkaden“ aktuelle.

Besonders Oberhausen hatte sich gegen den fremden Einfluss gewehrt und monatelang die Unterschrift verweigert. Oberbürgermeister Burkhard Drescher (SPD) hat nun durchgesetzt, dass dem Konzept jetzt noch eine spezielle Anlage aus der Centro-Stadt anhängt. „Wenn die anderen Städte diese nicht akzeptieren, geht das Theater weiter“, prophezeit schon jetzt Thomas Terhart, Stadtplaner aus Oberhausen. In der Anlage wird das Centro vom Stadtteilzentrum zum „Hauptgeschäftsstandort“. Durch diese Neudefinition hat das Centro freie Geschäftsauswahl und kann sich noch vergrößern. Geplant sind zurzeit 30.000 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche, „und dabei bleibt es auch“, so Terhart. Denn ein größeres Centro würde an den für 2008 geplanten Zukunftspark Ovision anbinden.

Die Düsseldorfer Bezirksregierung sieht die Oberhausener Extrawurst gelassen. „Das ist der Streit um des Kaisers Bart“, sagt Bezirksplaner Heinz Konze. Dadurch ändere sich nichts am Konzept. Es gehe ja nicht nur um aktuelle Großprojekte, sondern um zukünftige Entscheidungen. Konze gibt aber zu, dass Oberhausen nicht sehr kompromissbereit ist. „Die Centrovergrößerung ist nicht sinnvoll.“ Das letzte Wort habe aber die Stadt.