Gender-Vision: Männlein oder Weiblein – das ist nicht total egal

Der Hamburger Regionalverband der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv) will die Diskussion um Geschlechterfragen aktiv beleben. Eine neue Homepage soll die Information verbessern und der Vernetzung dienen

Nicht, dass die Supervisoren bisher Geschlechterfragen ausgeblendet hätten: „Viele Teams im Sozialbereich bestehen nur aus Frauen, bis auf einen Mann, und ausgerechnet der ist dann Teamleiter“, sagt Veronika Milke-Felling, eine der beiden Sprecherinnen der Regionalgruppe Hamburg der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv). „Solche auffälligen Teamkonstellationen waren selbstverständlich immer schon Gegenstand der Reflexion in Supervisionssitzungen.“

Das soll künftig noch verstärkt werden. „Es gibt durch die wachsende Bedeutung von Gendermainstreaming in den Betrieben einen klaren gesellschaftlichen Auftrag, das Thema aktiv anzugehen“, erklärt Milke-Felling. „Es geht nicht mehr nur darum, sensibel auf Geschlechterfragen einzugehen, sondern die Diskussion aktiv zu beleben und Teams mit entsprechenden Kompetenzen zu versorgen.“ Gendermainstreaming bedeutet, die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern zu berücksichtigen, um das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern zu erreichen.

Der Verband will damit zunächst bei sich selbst anfangen und die dortigen Strukturen „zunächst einer Genderanalyse unterziehen“, kündigt Milke-Felling an. „In die weiteren Überlegungen“, ergänzt Regionalverbandssprecherin Ulrike Dahmke, „wird mit einbezogen, inwieweit zusätzlicher Kompetenzerwerb der Supervisoren im Bereich Gender erforderlich ist.“

Ein aktuelles Projekt der Regionalgruppe Hamburg: die neue Homepage. Bisher warb die Gruppe mit Broschüren, doch „die wurden irgendwann nicht mehr nachgefragt“, so Dahmke. Jetzt können sich Kunden auf der Seite über DGSv-Supervisoren in Hamburg informieren. Für die Supervisoren ist sie eine weitere Möglichkeit der Vernetzung.

Für Milke-Felling ist Vernetzung Hauptaufgabe der Regionalgruppe, der 25 Supervisoren angehören: „Durch die Gruppe wird die Isolation im Job überwunden“, sagt sie. Nur wer sich selbst in Gesprächen mit Kollegen weiter entwickle, könne Qualität gegenüber seinen Kunden garantieren.

Allerdings bietet auch die Verbandsmitgliedschaft keine Garantie für eine erfolgreiche Supervision. Zwar gibt es im Bundesverband eine Ombudsstelle, an die sich unzufriedene Kunden wenden können. Sanktionen kann diese allerdings nicht verhängen. „Bei einer Supervision kann man Erfolg oder Misserfolg nicht wie bei einem Arzt klar erkennen“, sagt Milke-Felling. „Mit manchen Supervisoren kommt man eben auf persönlicher Ebene einfach nicht zurecht.“ Oft seien auch falsche Erwartungshaltungen Grund für ein Scheitern der Sitzung: Deshalb, so Dahmke, „ist vor Beginn der Arbeit eine gründliche Kontraktgestaltung mit klaren Zielformulierungen erforderlich“.

Einen verstärkten Supervisionsbedarf sehen Milke-Felling und Dahmke bei sozialen Einrichtungen: „Hier hat sich durch Sparmaßnahmen viel geändert“, so Milke-Felling. „Teams wurden zusammengelegt oder so verkleinert, dass sie sich fragen: wie können wir unter den verschärften Rahmenbedingungen noch effektiv arbeiten? Supervision kann solche Veränderungsprozesse nutzbringend begleiten.“

Marc-André Rüssau

DGSv-Regionalgruppe Hamburg, Weidenallee 12, 20357 Hamburg, Telefon 99 99 46 58www.dgsvhh.de, info@dgsvhh.de