Tarifverhandlungen bei VW starten

Wie bei Siemens oder DaimlerChrysler: Die Lohnkosten bei Volkswagen sollen um 30 Prozent sinken, sagt Peter Hartz

HANNOVER taz ■ Die IG Metall will in den kommenden Tarifverhandlungen bei Volkswagen den Personalchef des Autokonzerns, Peter Hartz, beim Wort nehmen. Die Gewerkschaft wird in den Gesprächen über den VW-Haustarifvertrag diesmal nicht nur über eine Lohnerhöhung verhandeln, sondern versucht auch eine Arbeitsplatzgarantie für 103.000 Jobs in den sechs deutschen Werken der Volkswagen AG durchsetzen. Die 114 Mitglieder zählende große VW-Tarifkommission beschloss am Donnerstag einstimmig, mit den Forderungen nach vier Prozent mehr Entgelt und Arbeitsplatzgarantien in die am 15. September beginnenden Verhandlungen zu gehen.

Mit ihrer zweiten Tarifforderung nahm die Kommission ein seit langen im Raum stehendes Angebot von Peter Hartz auf. Der VW-Personalvorstand hatte den Erhalt der insgesamt 176.544 Arbeitsplätze des Volkswagen-Konzern in Deutschland zum „obersten Ziel“ erklärt. Für eine „nachhaltige Sicherung“ dieser Arbeitsplätze will Hartz allerdings über „intelligente Lösungen“ die VW-Personalkosten mittel- und langfristig um 30 Prozent senken. Alternativen zu einer Verlagerung von Standorten könnten nur gelingen, wenn die Elemente seiner „Tarifstrategie 176.544 auch umgesetzt werden“, sagte Hartz im Juli in Wolfsburg auf der traditionellen Betriebsversammlung vor den VW-Werksferien. Die genauen Elemente seiner Tarifstrategie will Hartz nun am Montag in Wolfsburg persönlich der Presse präsentieren.

Während Hartz bislang von der Sicherung aller gut 176.000 VW-Arbeitsplätze in Deutschland sprach und dabei auch die Arbeitsplätze bei Audi und anderen nicht zur Volkswagen AG gehörenden Werken einbezog, kann und will die Gewerkschaft zunächst nur über eine Garantie der 103.000 Arbeitsplätze verhandeln, für die der eigenständige VW-Haustarif gilt.

Beide Seiten müssen dabei „tarifpolitisches Neuland betreten“, wie IG-Metall-Bezirksleiter, Hartmut Meine sagt. Eine Beschäftigungssicherung, das Verbot betriebsbedingter Kündigungen, gibt es nämlich bei Volkswagen bereits seit der so genannten Einführung der Vier-Tage-Woche, der Verkürzung der Arbeitszeit auf 28,8 Wochenstunden. Die Zahl der Arbeitsplätze droht aber auch ohne Kündigungen stetig zu sinken. Meine strebt daher einen Tarifvertrag an, der eine Mindestzahl von 103.000 Arbeitsplätzen in den deutschen Werken der Volkswagen AG „schon in der Größenordnung von zehn Jahren“ festschreibt – ohne den Preis zu nennen, den die Gewerkschaft für das hohe Gut zahlen bereit wäre. Damit die Arbeitsplatzgarantie mehr als eine Zahl auf dem Papier ist, soll sie Meine zufolge im Tarifvertrag mit detaillierten Investitionszusagen abgesichert werden. JÜRGEN VOGES