Powell ehrt Opfer

US-Außenminister gedenkt in Nordirak bei Giftgasangriff getöteter Kurden. Kofi Annan: Die UN können den Irak nicht verwalten

BERLIN/NEW YORK rtr/ap/afp/dpa Mehrere tödliche Angriffe haben gestern den Irakbesuch von US-Außenminister Colin Powell überschattet. In Bagdad wurde nach Angaben des US-Militärs ein US-Soldat bei einem Raketenangriff getötet. In der Widerstandshochburg Falludscha kam der Polizeichef von Chaldija ums Leben. Seine zwei Begleiter wurden beim Beschuss des Wagens schwer verletzt.

Der US-Außenminister nahm gestern an einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Giftgasangriffs von Halabdscha teil. Am Massengrab für rund 1.000 Kurden im Norden Iraks erklärte Powell, die Welt hätte früher gegen Präsident Saddam Hussein vorgehen müssen. „Was hier 1988 geschehen ist, wird sich nicht wiederholen.“ Saddams Regierung hatte gegen Ende des Krieges gegen Iran die Kurden mit Giftgas angegriffen. Rund 5.000 Menschen wurden getötet. Ihr Schicksal hatten die USA wiederholt als Beleg dafür genannt, dass der Irak Massenvernichtungswaffen entwickele.

Powell sagte, der für den Giftgasangriff verantwortliche General Ali Hassan al-Madschid, genannt Chemie-Ali, werde im Gefängnis bleiben, bis ein irakisches Gericht über sein Schicksal entscheide. Auch Saddam werde irgendwann gefasst. Dschalal Talabani von der Patriotischen Union Kurdistans sagte zu Powell: „Ich bin stolz, dass wir nach so vielen Jahren des einsamen Kampfes in Ihnen Freunde gefunden haben.“ Die US-Regierung unter Präsident Reagan hatte damals den Irak gegen Iran unterstützt und nicht gegen den Gasangriff protestiert.

Bei einer nächtlichen Razzia in Tikrit nahmen US-Soldaten erneut fünf Terrorverdächtige fest. Sie würden der Finanzierung und Organisation von Widerstandszellen und der Gewalt gegen die Besatzungstruppen verdächtigt, sagte Major Bryan Luke.

In New York hat UN-Generalsekretär Kofi Annan gestern alle Vorstellungen zurückgewiesen, die Vereinten Nationen könnten die Besatzungsmächte USA und Großbritannien im Irak ganz oder teilweise ablösen. Die UN seien nicht in der Lage, den Irak zu verwalten. Ebenso wenig könnten sie die Sicherheit in dem Land gewährleisten. „Die UN sind nicht daran interessiert, Blauhelmtruppen zu entsenden“, sagte Annan zwei Tage nach seinem Treffen mit den Außenministern der fünf Veto-Mächte des Sicherheitsrates in Genf.