Arbeitslose Fortbildung

Hamburgs Weiterbildungseinrichtungen beklagen einen massiven Stellenabbau trotz anerkannt guter Arbeit

Eigentlich sollen sie Arbeitslosen zurück in den Beruf helfen, stattdessen müssen sie selbst um ihren Job bangen. 450 Personalstellen zur beruflichen Weiterbildung in Hamburg sind gestrichen worden. Auf der gestrigen trägerübergreifenden Betriebsversammlung machten die Angestellten ihrem Unmut darüber Luft. Zielscheibe dabei war Olaf Scholz, Generalsekretär der SPD, der sich den Vorwürfen stellte.

„Die Weiterbildungslandschaft wird systematisch zerschlagen“, klagte Eberhard Pumm, DGB-Vorsitzender Hamburgs. Dabei liegt die Erfolgsquote bei der Reintegration in den Arbeitsmarkt durch Hamburger Fortbildungseinrichtungen bei 70 Prozent, wie Karl-Heinz Kleemann vom Arbeitsamt Hamburg bestätigte.

Olaf Scholz räumte zwar die Wichtigkeit dieser Institutionen ein. Gleichzeitig verwies er aber darauf, dass eine individuellere Betreuung der Arbeitslosen und zielgenauere Maßnahmen nötig seien. Dazu hob er die Notwendigkeit der Hartz-Reform mit Einrichtungen wie Personal Service Agenturen (PSA) oder den Bildungsgutscheinen hervor.

Parteikollege Pumm widersprach vehement: „Nur ganze zwei Leute haben durch PSAs in Hamburg tatsächlich ein langfristiges Arbeitsverhältnis gefunden“, obschon viel Geld darauf verwandt würde. Auch von den Bildungsgutscheinen sei nur die Hälfte eingelöst worden. „Viele Arbeitssuchende benötigen unsere Hilfestellung, um ihren Gutschein sinnvoll einzusetzen“, zeigte sich auch Detlef Zunker von der Stiftung berufliche Bildung kritisch gegenüber Scholz‘ Ansatz, Jobsuchenden mehr Selbständigkeit einzuräumen. Interessant dabei: Beratern des Arbeitsamtes ist es untersagt, Hilfestellung zum Einsatz des Gutscheines zu leisten. Eine Tatsache, die sogar Scholz überraschte. HOLGER SCHLEPER