Streit ums Spielen

Nachbarschaftskrach in Grohn: Anwohner wollen ihre Ruhe, Kinder wollen spielen. Teileinigung erzielt, aber Friede noch nicht wieder hergestellt

Bremen taz ■ „Irgendwann muss doch auch mal Ruhe sein“, so die Worte einer Anwohnerin der Tidemanstraße in Grohn. Seit Wochen gibt es hier Streit um die Öffnungszeiten der beiden Spielplätze, die zur Grundschule „Am Wasser“ und zum in der Straße gelegenen Kindergarten gehören. Am Montagabend kam es endlich zu einem Gespräch zwischen allen Beteiligten. Die Anwohner des Kindergartens hatten schon im Vorfeld geregelte Öffnungszeiten für den Spielplatz gefordert: Abends ab 18 Uhr und am Wochenende sowieso soll Ruhe herrschen. Nicht nur die Kinder stören die Nachbarn. Auf den Spielplätzen würden abends Jugendliche mit Drogen dealen.

Ähnliches wie beim Kindergarten hatte sich bereits ein paar hundert Meter weit entfernt abgespielt: Ein Anwohner der Grundschule „Am Wasser“ hatte sich ebenfalls an dem Lärm der Kinder gestört und mit einer Klage gedroht. Allein diese Drohung hatte ausgereicht, dass die Bildungsbehörde die Öffnungszeiten des Spielplatzes der Schule änderte: Abends ab 18 Uhr, am Wochenende und in den Ferien war bisher geschlossen.

Die Schulleiterin und die betroffenen Eltern hatten in den Termin am Montag große Hoffnungen gesetzt. „Die Anwohner sollen einmal sagen, wo genau sie der Schuh drückt,“ sagte Jutta Elfenbein-Dietz, Schulleiterin der Grundschule „Am Wasser“, im Vorfeld. Man wolle die Bedürfnisse der Anwohner nicht übergehen. Klar sei jedoch auch, dass die Schule kein Friedhof sei, so Elfenbein-Dietz. Sie habe die Hoffnung auf eine Lösung, mit der alle zufrieden sind, noch nicht aufgegeben.

Am Montagabend dann gab es tatsächlich einen Teilerfolg zu verzeichnen – zumindest was die Spielfläche auf dem Schulgelände angeht. Die Bildungsbehörde sagte bei dem Gespräch den Eltern zu, das Schild mit den Öffnungszeiten zu entfernen. „Es hat sich gezeigt, dass die Anwohner sich nicht durch die Kinder, sondern durch die Jugendlichen gestört fühlen,“ berichtet Reimund Kasper, zweiter Vorsitzender des TV Grohns. Der Sportverein ist der Hauptnutzer der Schulsporthalle – damit waren bisher nicht nur die Kinder, sondern auch die Sportler eingeschränkt.

Das Problem der „drogendealenden Jugendlichen“ solle zukünftig durch verstärkte Öffentlichkeit gelöst werden, nahm sich die Montagsrunde vor. Das Amt für Soziale Dienste werde ab und zu Mitarbeiter vorbei schicken, die mit den Jugendlichen reden sollen. Auch die Polizei werde vor Ort Präsenz zeigen.

Die Schule „Am Wasser“ ist erstmal aus dem Schneider, der Spielplatz am Kindergarten noch lange nicht. Denn dessen Nachbarn waren gar nicht erst zu dem Gespräch erschienen. „Das bringt doch nichts,“ hatte eine Anwohnerin im Vorfeld erklärt. Stattdessen hatten die Nachbarn ihren Anwalt geschickt. Und schon vorher erklärt: Falls es keine Einigung in ihrem Sinne gebe, müsse ein Gericht entscheiden.

Yvonne Albrecht