Runden-Riese ratlos

Nach überstandener Krankheit wollte Ingo Schultz in Athen wieder begeistern. Gut gelaufen ist es nicht

Athen dpa ■ Keine Tränen, keine Ausflüchte, aber letztlich auch keine Erklärung: Nach dem verpassten 400-m-Finale bei den Olympischen Spielen in Athen war Runden-Riese Ingo Schultz ratlos und stellte in der ersten Enttäuschung gar seine sportliche Zukunft in Frage. Nur dürftige 46,23 Sekunden hatte der norddeutsche Leichtathlet im Halbfinale zu stande gebracht und damit nicht den Hauch einer Chance auf den Endlauf gehabt. „Die Zeit ist völlig indiskutabel. Ich habe gesagt, dass ich hier Saisonbestzeit laufe. Dem konnte ich nicht gerecht werden“, bekannte der Europameister.

Es zeichnete Schultz aus, dass er sich nicht in den Schmollwinkel zurückzog. „Ich trage es mit Fassung“, erklärte er, „es gibt keine Ausreden.“ Weder die Bahn 1, die dem 2,01 m großen Sprinter wegen des engen Kurvenradius nicht entgegenkommt, noch Hitze oder andere äußere Einflüsse wollte der WM-Zweite von 2001 als Entschuldigung gelten lassen. „Klar wäre ich gern auf einer anderen Bahn gelaufen. Aber ich bin um eine Sekunde am Endlauf vorbei gelaufen. Das wäre auch auf Bahn 3 passiert.“

Schon nach dem Vorlauf am Freitagabend schwante dem deutschen Meister für die nächste Runde nichts Gutes. „Ich hatte so eine Vorahnung, denn ich habe mich nicht so schnell erholt“, berichtete er und fügte ratlos an: „Es ist hart, aber ich weiß nicht, woran es gelegen hat.“

Dabei war Schultz sowohl hoch motiviert als nach seiner Ansicht auch bestens gerüstet. Zweimal sei er im Training 31,9 Sekunden über 300 m gerannt. „Das läuft man nicht einfach so“, meinte der Hamburger. „Ich habe dieses Jahr alles versucht. Es ist von allen Seiten sehr viel investiert worden. Ich habe daran geglaubt, dass ich es schaffen kann“, sagte Schultz. Alles ließ darauf schließen, dass er vom Pfeifferschen Drüsenfieber genesen und auch erholt ist.

Seine Ratlosigkeit mündete im Nachdenken über seine weitere Karriere. „Ich muss das mal in Ruhe analysieren. Mal gucken, wie es weiter geht. Ich habe noch Lust auf Sport – aus Überzeugung“, sagte der Europameister.