Marko Rehmers Freude über die Niederlage

0:2 verlieren die Hertha-Amateure gegen Schalke. Für den noch dopinggesperrten Rehmer war es ein Sieg

Verlierer sind manchmal die glücklicheren Menschen. Wie der frühere Nationalspieler Marko Rehmer von Hertha BSC. Zwar unterlag der 32-Jährige mit den Amateuren des Berliner Klubs in der ersten Runde des DFB-Pokals 0:2 gegen Schalke 04. Das trübte seine Stimmung jedoch kaum.

Die blauen Augen strahlten, als er nach Abpfiff jeden, der ihm in den Weg kam, losgelöst herzte. Endlich hatte er mal wieder spielen dürfen. 90 Minuten, und das nicht in einem bedeutungslosen Freundschaftskick. Denn für die Bundesliga ist Rehmer noch bis zum 26. Oktober wegen eines Verstoßes gegen die Doping-Melderichtlinien gesperrt.

Ende der vergangenen Saison hatte der Verteidiger ein Schmerzmittel genommen, was nicht verboten ist, dessen Einnahme aber gemeldet werden muss. Genau das unterließ er und wurde positiv getestet. Fast hätte sich Rehmer deshalb einen anderen Verein suchen müssen. Weil er aber für seinen Fehler bezahlt und auf vier Monatsgehälter verzichtet, zog Hertha die bereits ausgesprochene Kündigung zurück. So war die Pokalpartie sein erstes Pflichtspiel seit drei Monaten.

„Ein super Gefühl“, sagte er. „Zumal wir toll gespielt haben und Schalke es nicht einfach hatte.“ Lob gab es von höchster Hertha-Stelle. „Marko hat seine Sache sehr gut gemacht“, sagte Manager Dieter Hoeneß. Worte wie Balsam für Rehmers zuletzt geschundene Seele. „Die vergangenen Wochen waren sehr schwierig.“

Gerne hätte er sich mit dem besten Stürmer der Liga gemessen. Doch Ailton verbrachte den größten Teil des Spiels sitzend auf einer grünen Getränkekiste. Trainer Jupp Heynckes hatte auf ihn, Gerald Asamoah, Torwart Frank Rost sowie Mladen Kristajic und Marcelo Bordon verzichtet. Schonung für das Final-Rückspiel im UI-Cup am Dienstag in Liberec. „Ich habe viele Veränderungen vorgenommen, was immer ein Risiko ist“, sagte Heynckes.

Die Vertreter von Ailton & Co. hatten vor 4.198 Zuschauern auch ihre liebe Mühe gegen den Aufsteiger in die Regionalliga Nord, der mit sechs Spielern aus Herthas Bundesligakader verstärkt war. So brauchte Schalke für das 1:0 die Unterstützung von Torwart Noureddine Semghoun. Nach einem Freistoß von Jörg Böhme ließ er den Ball vor die Füße von Mike Hanke fallen, der aus kurzer Distanz traf (24. Minute). Ailton sah es, freute sich innerlich und ließ seine Beine wieder gelangweilt von der Kiste baumeln.

Alles locker? Von wegen. Herthas Amateure erspielten sich nach dem Seitenwechsel mehrere Möglichkeiten, die sie aber vergaben. „Eigentlich dürfen wir nicht verlieren“, sagte Kapitän Ante Covic. „Aber das ist der Unterschied zwischen Erster und Dritter Liga: Wir haben die Chancen und die machen sie rein.“ Wie in der 78. Minute, als Hamit Altintop Schalkes einzigen gefährlichen Angriff in der zweiten Halbzeit zum 2:0 nutzte. „Das Tor fiel zum richtigen Zeitpunkt, denn wir hatten das Spiel lange nicht mehr im Griff“, sagte Heynckes.

Ailton, mittlerweile beim sehr lockeren Warmmachen, klatschte dreimal in die Hände. Die Partie war entschieden und so verzichtete Schalkes Trainer auf die Einwechslung des Brasilianers. „Es ist okay“, sagte Ailton. „Der Trainer meinte, das UI-Cup-Finale sei wichtiger.“ Während er sich den Weg zum Mannschaftsbus bahnte, stand Marko Rehmer noch in Spielkleidung im Kabinengang des Amateurstadions. Lachte und erzählte immer wieder von den für ihn so wichtigen 90 Minuten. Er war eben Berlins glücklichster Verlierer.

DIRK STEINBACH