fern vom zeus
: Das Glück schmutziger alter Männer

Beim Turmspringen freut sich die Internationale der Voyeure an halb nackten Grazien mit Alabasterleibdetailaufnahmen

Junge, gut gebaute Frauen im einteiligen Badeanzug, diesem erotischsten aller Kleidungstücke. Schlanke, halb nackte Grazien, eine entzückender anzuschauen als die andere, die da in großer Anmut auf dem zehn Meter über dem Wasserbecken gelegenen Laufsteg posieren. Ich will und kann mich gar nicht satt sehen an dieser weiblichen Pracht und Herrlichkeit und muss es auch nicht, denn die Konkurrenz ist erfreulich groß im Mädchengucken, so diese olympische Disziplin eigentlich heißen müsste. Offiziell heißt sie Diving, wie eine Einblendung verrät. Man sagt auch Turmspringen dazu.

Gleich dutzendweise habe ich die internationale Elite der Turmspringerinnen von der Zehn-Meter-Plattform ihre Salti schlagen, Schrauben drehen und Köpper machen sehen. Doch vor diese allesamt ziemlich spektakulären Sprünge haben die olympischen Götter eine angemessene Konzentrationsphase gesetzt, die zum Glück immer lang genug ist, um die adretten und so herrlich spärlich bekleideten Sportlerinnen ausgiebig bewundern, bestaunen und anhimmeln zu können.

Mehrere Kameras besorgen einem da überwiegend zauberhafte Anblicke: hautnahe Porträts der ernsthaft angespannten und dadurch oft noch hübscher wirkenden Gesichter, betörende Ganzkörper- oder noch verstörendere Alabasterleibdetailaufnahmen. Die sekundenkurzen Turmsprünge werden einem dann noch in Super-Slomo nachgeliefert, sodass auch dabei eingehendere Studien der ranken und durchtrainierten, gleichwohl nie sonderlich muskulösen und übrigens erfreulich selten tätowierten Anatomien möglich sind.

Selbst nach dem Eintauchen (ins gleichsam ejakulationsartig aufspritzende) Wasser verliert man die Diverinnen nicht aus dem Blick und auch dann nicht, wenn sie triefend und tropfend dem Becken entsteigen, schüchtern in die Kamera winkend und neckisch sich das Wasser aus Haaren und Ohren schüttelnd. Nicht einmal den anschließenden Gang Richtung Dusche lassen sie die Kameraleute allein erledigen. Nur in die Umkleide dürfen sie nicht mit. Doch schon macht sich oben auf dem Zehner die nächste Mädchen-Sensation bereit.

„Und das geht jetzt stundenlang so?“, fragte leicht angenölt meine Frau, als sie mich am Freitagvormittag fiebrigen Blicks vor dem TV-Gerät vorfand. „Hoffentlich!“, sage ich. Und Eurosport tat mir den Gefallen. Immerhin gut eine Stunde lang dauerte lobenswerterweise die Livesendung des einzig guckenswerten Olympiasenders, wie man den penetranten Deutschmedaillentümlern von ARD und ZDF nicht oft genug um die Ohren hauen muss. Dann reichte es aber auch. Dann hatte auch der schmutzige, alte Mann erst mal genug, zu dem ich mich nach Ansicht meiner Frau mit zunehmendem Alter zu entwickeln scheine; was gar nicht stimmt. Die Wettbewerbe mit Turmspringerinnen gehören schon von jeher zu meinen olympischen Sternstunden. FRITZ TIETZ