Klar. So war das. Immer. Vollbärtig.

betr.: „Kein Anschluss an dieses Jahrtausend“, taz vom 17. 8. 04

Peinlich ist, lieber Herr Reichert, auch Sie schreiben „retro“, wie man das nennt. Die Feuilletons der SZ, der taz, der FR gefallen sich seit nun über 5 bis 6 Jahren in immergleichen Dezenniendebatten. Das bleibt so sinnvoll wie Thomas Klings Hassartikel über „die Lesungen der 80er“, die angeblich „vollbärtig, piepsig und verdruckst“ waren.

Klar. So war das. Immer. Vollbärtig.

Die Ära Kohl ist lange vergangen, und die Ästheten haben nicht bemerkt, wie sie versagt haben. Man gefällt sich in grenzenloser Eitelkeit und trottet im FR-Stil der „Metaphernmaschine“ (Titanic) und der willkürlichen Die-54-waren-voller-Mondschein-und-echt-analog weiter. Ein Radiosender brachte die witzige, und falsche Bemerkung, heutige Demonstrationen würden nicht von „analogen“ Leuten, sondern von „digitalen“ Leuten in teuren Anzügen bestimmt. Die „analogen“ hörten alle Hannes Wader. Das ist vollkommener Unsinn, kommt aber cool.

Viele warten auf eine andere Zeit, das stimmt. Eine neue Generation nach dem Dezenniengestammel und den Denkschablonen könnte wenigstens versuchen, etwas zu schaffen, was jahrelang verschlafen wurde. GEORG FRIES, Hamburg