Dritte Mobilfunkgeneration gestartet

Als letzter Netzbetreiber nahm E-Plus sein „Universal Mobile Telecommunications System“ in Betrieb – kurz UMTS. Experten befürchten, dass die gigantischen Kosten auf andere Geschäftsfelder umgewälzt werden – etwa das Telefonieren im Festnetz

„Durch UMTS wird erst mal nichts besser. Es fehlen ausgereifte Anwendungsarten“

VON JULIANE GRINGER

Jetzt hat es endlich auch E-Plus geschafft: Als letzter deutscher Netzbetreiber startete das Düsseldorfer Mobilfunkunternehmen vergangene Woche mit UMTS-Handys. Damit endet das Warten auf den stark verzögerten Beginn der „dritten Mobilfunkgeneration“. E-Plus-Sprecher Jens Kürten: „Bis jetzt entspricht die Nachfrage nach UMTS voll unseren Erwartungen.“

Schon im Jahr 2000 hatten sich sechs Anbieter – damals euphorisch gestimmt – für 50 Milliarden Euro die Schürfrechte im deutschen UMTS-Geschäft gesichert. Zwei von ihnen, MobilCom und Quam, gaben bereits vor dem Start auf. Ursprünglich sollte UMTS („Universal Mobile Telecommunications System“) in Deutschland Ende 2002 starten.

T-Mobile, Vodafone, O2 und E-Plus hielten durch, trotz Problemen mit dem Netz-Ausbau und fehlender leistungsstarker Handys, die den üblichen Geräten in Größe und Gewicht nahe kommen. „Die gab es ja selbst auf der letzten Cebit im März noch nicht“, sagt Jörg Carsten Müller von E-Plus. Mittlerweile gibt es drei UMTS-Handys auf dem deutschen Markt, bis zu acht werden im Herbst erwartet. Die vorhandenen Modelle kosten mit Vertrag zwischen 200 und 400 Euro.

Keine Revolution, vielmehr eine Evolution sollen die schnellen Funkverbindungen für den Mobilmarkt bedeuten. Mit sechsfacher ISDN-Geschwindigkeit, 384 Kilobit pro Sekunde – können Technik-Freaks nun per Datenkarte mit dem PC rasant und schnurlos surfen, per UMTS-fähigem Handy zusätzlich Video-Clips herunterladen und verschicken sowie Video-Telefon-Gespräche führen.

„UMTS bedeutet weiterhin nur ‚dicke Leitung‘, sagt aber nichts über Applikationen oder Endgeräte aus“, meint Stefan Kurtz vom „Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs“ (FoeBuD). „Durch UMTS wird das erst mal nicht besser. Es fehlt an ausgereiften Anwendungsmöglichkeiten.“ Außerdem lasse sich die Gebrauchsweise von Geräten oft nicht vorhersagen, sondern entwickle sich erst durch die Nutzer. Kurtz befürchtet, dass die Mobilfunkanbieter die gigantischen Kosten für die schnelle Technik auf andere Geschäftsfelder wie die Sprachtelefonie umwälzen – und damit das teuer machen, was schon lange ohne UMTS funktioniert.

Auf Vodafone D2 und T-Mobile entfallen 80 Prozent des deutschen Mobilfunkmarktes. T-Mobile ist Marktführer. Beide starteten mit UMTS-Handys schon Anfang April. Die Datenkarte für den PC ist seit etwa einem halben Jahr erhältlich. Mindestens 100.000 UMTS-Mobiltelefone und -Datenkarten will Vodafone bis Ende des Jahres verkaufen. Laut Unternehmenssprecher Jens Kürten ist auch hier die Nachfrage nach UMTS-Geräten bis jetzt „sehr zufriedenstellend“. Bei E-Plus rechnet man zum Weihnachtsgeschäft mit einem „UMTS-Hype“. Dann soll das Netz auch von jetzt 160 Städten auf 300 Städte angewachsen sein, bei Vodafone strebt man die Zahl von 2.000 Städten an.

Aufbruchstimmung trotz großer finanzieller Löcher, die gestopft werden müssen. Zu den überteuerten Lizenzkosten, die die Mobilfunkanbieter zahlten, kamen Milliarden für den Aufbau der Netze, Zinsen und Kredite hinzu. Die Kosten für die Nutzer werden dennoch niedrig gehalten. Für das Herunterladen von Video-Clips gibt es meist Abos, über E-Plus bekommt man zum Beispiel zwei Musikclips monatlich zusammen für zwei Euro. Als Einführungsangebot bis Ende August bietet T-Mobile den Download eines Titels für 1,49 Euro an.

Wer seinen Gesprächspartner beim Telefonieren sehen will, kann das dank UMTS mit Handys, die Videotelefonie unterstützen. E-Plus verlangt dafür je nach Vertrag zwischen 50 Cent und 1,20 Euro pro Minute, etwas mehr als für normale Gespräche. Selbst gedrehte Videos kann man per MMS verschicken, bei E-Plus für 39 Cent pro Stück – genau so viel wie für das Verschicken eines Fotos. Die Datenkarten für den PC gibt es mit Vertrag ab einem bis etwa 200 Euro.