Mannichl rügt Polizei

Kollegenschelte seitens des Opfers: Entlastendes sei zu spät von Ermittlern herausgegeben worden

PASSAU dpa/taz ■ Kapp drei Monate nach dem Mordanschlag auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl hat dieser Vorwürfe gegen seine Kollegen wegen ihrer Ermittlungen erhoben. In einem Interview mit dem Magazin Stern hielten der Polizeidirektor und seine Frau der ermittelnden Sonderkommission vor, zu spät auf die Spekulationen über eine Beziehungstat reagiert zu haben. Die „Hetze“ gegen die Familie sei kaum zu ertragen gewesen, so das Ehepaar. Sie seien „wochenlang wirklich durch die Hölle gegangen“.

Entlastende Informationen hätten früher mitgeteilt werden müssen: „Schon am zweiten Tag nach dem Anschlag hat man zum Beispiel von meiner Frau eine DNA-Probe genommen. Allerdings sollte man bei einem entsprechenden Ergebnis Entlastendes dann auch mitteilen“, so Mannichl.

Das für die Ermittlungen zuständige Bayerische Landeskriminalamt (LKA) wies die Vorwürfe von Mannichl gestern zurück. „Das ist vielleicht seine Sichtweise, aber wir richten uns nach den vorliegenden Fakten“, sagte LKA-Sprecher Detlef Puchelt in München. Die Sonderkommission habe ohne jede Zeitverzögerung über die Ermittlungen informiert. Von dem Täter oder der Täterin fehlt nach seinen Angaben nach wie vor jede Spur.

Da Mannichl immer wieder gegen Rechtsextremisten-Aufmärsche vorgegangen war, ermittelte die 50-köpfige Soko zunächst in der rechten Szene. Als sich diese Spuren nicht erhärteten, kamen Ende 2008 die ersten Gerüchte auf, dass Mannichl in Wirklichkeit von seiner Ehefrau oder einem der beiden Kinder niedergestochen worden sein könnte. Im Februar hieß es von den Ermittlern, an diesem Verdacht sei nichts dran.