unterm strich
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So kann das gehen, wenn man nicht ordentlich arbeitet und dabei erwischt wird: „Ich entschuldige mich bei allen Lesern, Verlagen und Agenten, dass ich nicht meine persönliche, ganze Geschichte erzählt habe“, sagte die 34-jährige Verfasserin von „Forbidden Love“, Norma Khouri, vorige Woche im australischen Fernsehen. Damit räumte sie de facto ein, dass ihr in Deutschland unter dem Titel „Du fehlst mir, meine Schwester“ erschienenes Buch kein Tatsachenbericht ist. Doch für Khouri ist die Angelegenheit mit der Entschuldigung nicht vom Tisch: Australische Medien fördern immer neues Material über die Autorin zutage. Khouri ist verheiratet, hat zwei Kinder, einen Hund und ein Boot und wohnt zudem in einer Villa mit Meerblick im ostaustralischen Brisbane. Sie selbst hatte behauptet, bis in die späten Neunzigerjahre in der jordanischen Hauptstadt Amman gelebt zu haben, um dann in Angst um ihr Leben erst nach Griechenland und von dort aus in die USA zu fliehen.

Tatsächlich ist Khouri auf der Flucht – allerdings vor den US-Behörden, und das seit fünf Jahren. „Wir glauben, dass sie eine Betrügerin ist“, zitiert der Sydney Morning Herald eine Polizeiquelle in Chicago. Ihr wird vorgeworfen, hunderttausende US-Dollar „von Freunden, Liebhabern, der Familie und Kranken“ gestohlen zu haben. So soll sie Schatzbriefe im Wert von 480.000 US-Dollar aus dem Schließfach einer 90 Jahre alten Nachbarin entwendet, sich mit einer gefälschten Unterschrift das Haus der alten Frau selbst überschrieben und Kontrolle über deren Vermögen verschafft haben.

300.000-mal hatte sich „Forbidden Love“ in 15 Ländern verkauft. Khouri schildert darin die angeblich wahre Geschichte zweier Frauen, die in Jordanierin einen Friseursalon eröffnen. Als sich die Freundin der Autorin in einen Christen verliebt, wird sie dafür von ihren Brüdern ermordet.

Der Sydney Morning Herald konnte nun ermitteln, dass Norma Khouri nur bis zum Alter von drei Jahren in Jordanien und danach von 1973 bis 2000 in den USA gelebt habe. Aufgeschreckt von den Enthüllungen zog der australische Verlag Random House Australia das Buch Mitte August zurück und bietet Käufern jetzt die Rückerstattung ihres Geldes an. Der britische Verlag Random House UK kündigte gar eine Klage gegen die Autorin an, um bereits gezahlte Tantiemen zurückzubekommen. Der Rowohlt Verlag, bei dem die deutschsprachige Ausgabe erschien und sich 35.000-mal verkaufte, nahm das Buch ebenfalls vom Markt. „Wir versuchen, Regressforderungen gegen die Autorin durchzusetzen“, sagte Verlagssprecherin Ursula Steffens am Montag.