Abgang auf Raten

Der Hannoveraner Schauspielintendant Wilfried Schulz verhandelt um die Zukunft des Hannoveraner Staatstheaters – und um seinen Posten

Ob es noch einen Ausweg gibt? Wilfried Schulz hat als Intendant das Staatstheaters Hannover das Haus zu einer der wichtigsten Bühnen Deutschlands geformt. Jetzt jedoch sehe er „keine Perspektive mehr“. In der jüngsten Aufsichtsratssitzung der Theater GmbH sei er aufgestanden und habe erklärt, er wolle die Verhandlungen abbrechen: Dabei geht es um die Verlängerung seines Intendanten-Vertrages, der im Juli 2005 endet. Auf die Bitte von Kulturminister Lutz Stratmann (CDU) habe er dann doch noch in eine weitere Verhandlungsrunde eingewilligt. Schulz: „Ich bin kein fundamentalistischer Mensch.“

Der Streit ist nicht alt: Die Kürzungsbeschlüsse hatte die Landesregierung bereits Anfang Juli gefällt. Um 2,7 Millionen Euro jährlich sollen die Zuschüsse des Hannoverschen Theaters reduziert werden, hinzu kommen prognostizierte 1,8 Millionen geringerer Einnahmen der Oper – ebenfalls jährlich – macht in drei Jahren rund 15 Millionen. Die Folge wären Spielstättenschließungen. Bereits damals hatte Schulz mit einem Abgang gedroht: Damals gab es auch Gespräche in Zürich – um die Nachfolge Christoph Marthalers. „Hannover“, betont Schulz, habe „dabei jedoch immer eine gewisse Priorität“ besessen. Derzeit aber führe er keinerlei andere Verhandlungen, auch nicht in Hamburg. Das Hamburger Abendblatt hatte ihn kürzlich als potenziellen Nachfolger des Schauspielhaus-Intendanten Tom Stromberg ins Spiel gebracht. „Hier in Hannover ist ein großer Betrieb bedroht.“ Das wolle er nicht hinnehmen. „Das ist ein Teil meines Lebens.“

Offiziell betont die Landesregierung die Absicht, Schulz unbedingt halten zu wollen. Doch die Untertöne sprechen eine andere Sprache: So verwies Stratmann in der gestrigen aktuellen Stunde im Landtag darauf, dass Hannover mehr bekomme „als alle übrigen Theater zusammen.“ In der Tat: Während die übrigen Bühnen des Landes sich runde 40 Millionen Euro zu teilen haben, erhält Hannover insgesamt zirka 46 Millionen Euro an Zuschüssen.

Doch ist Theater nicht gleich Theater: Von Oldenburg erwartet man ein munteres Stadttheater. Die Metropole Hannover hat hingegen bundesweit konkurrenzfähig zu sein: Im Vergleich mit Häusern gleicher Größenordnung – Stuttgart, Frankfurt oder Köln – liegt das Staatstheater finanziell deutlich zurück. So monierte bei der Landtagsdebatte denn auch die Grünen-Abgeordnete Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne): „Man riskiert, in die Zweitklassigkeit abzurutschen.“ Widersprochen hat Stratmann dem nicht: Er habe sich dazu entschieden, „bei den Großen zu sparen, „weil ich die Kleinen schützen wollte“, erklärte er. Bes