WAS BISHER GESCHAH

Heinz Vietze freut sich schon auf den 19. September: An diesem Sonntag wird er 58 Jahre alt und seine PDS bei der Landtagswahl in Brandenburg vielleicht zum ersten Mal stärkste Partei. Eine aktuelle Umfrage sieht die Sozialisten mit 29 Prozent vor SPD (28 Prozent) und CDU (26 Prozent). Ehe der Volkszorn über Hartz IV aufkam, hatte das keiner für möglich gehalten, dass die PDS-Spitzenkandidatin Dagmar Enkelmann sowohl Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) als auch dessen Innenminister und Herausforderer Jörg Schönbohm (CDU) abhängen kann. Vietze gilt als Parlamentarischer Geschäftsführer der PDS-Fraktion seit Jahren als der eigentlich wichtige Mann hinter Fraktionschef Lothar Bisky und dem Landesvorsitzenden Ralf Christophers. Anders als seine Genossen verfügt er über Regierungserfahrung: Nach einem Studium auf der Parteihochschule „Karl Marx“ diente er der DDR zunächst in der Jugendorganisation FDJ. Von 1984 bis 1989 war er als 1. Sekretär der Kreisleitung der SED der mächtigste Mann im Kreis Oranienburg nördlich von Berlin. In der Wende stieg er für zwei Monate sogar zum letzten SED-Chef des Bezirks Potsdam auf. Nachdem er 1990 den neuen PDS-Landesverband Potsdam aufgebaut hatte, übergab er den Vorsitz an Lothar Bisky und bekleidete seitdem nur noch parlamentarische Ämter. R.A.