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: Starker Tobak aus Wolfsburg

Aus den VW-Tarifverhandlungen spricht der Geist der Zeit: Während die Gewerkschaft auf Sicherheit setzt und neben einer zehnjährigen Jobgarantie pro forma 4 Prozent Lohnerhöhung fordert, reitet die Arbeitgeberseite die harte Welle. In den kommenden sieben Jahren sollen die Arbeitskosten um satte 30 Prozent sinken.

KOMMENTAR VON REINER METZGER

Da werden einige geschluckt haben bei Volkswagen. Die von VW-Personalvorstand Peter Hartz geforderte Lohnnullrunde für mindestens zwei Jahre ist ja fast schon Standard. Aber dass Krankheitskosten pauschal von der Belegschaft wieder hereingearbeitet werden sollen oder Arbeitszeit nur noch das ist, was der Firmenvorstand als solche definiert (also etwa Fortbildung nicht mehr zählt) – das ist schon starker Tobak.

Damit zeigt der Autokonzern, dass bei den Arbeitgebern noch längst nicht angekommen ist, was der Bundeskanzler und ehemalige VW-Aufsichtsrat Gerhard Schröder nun doch gemerkt hat: dass die Leute nicht noch mehr Reformen auf ihre Kosten wollen. Aber genau das hat der Volkswagen-Vorstand für seinen Bereich vor. Und zwar massiv.

Nun handelt es sich um Tarifverhandlungen, bei dem beide Seiten zunächst routinemäßig ihr Drohpotenzial auffahren. Auch sind die über 170.000 inländischen VW-Arbeiter hoch organisiert und konnten schon oft gute Abschlüsse aushandeln. Peter Hartz wird seinen Wunschzettel also nicht gänzlich durchbringen. Aber Siemens und Daimler haben in diesem Jahr schon gezeigt, wie angeschlagen das Selbstbewusstsein der deutschen Arbeiterschaft ist. Sie haben ihre Forderungen nach Einsparungen mitten in laufenden Tarifverträgen durchgesetzt. Und je weiter das Jahr fortschreitet, desto weniger glaubt irgendjemand noch an sinkende Arbeitslosenzahlen – was die Position der Arbeitgeber stärkt.

Selbst wenn die Gewerkschaften bei VW noch allerhand von der Giftliste streichen können und so einen Bestandsschutz für alteingesessene Volkswagen-Arbeiter erreichen – bei Neueinstellungen werden die Arbeitskosten wohl drastisch sinken. Und der Abschluss wird ein weiteres Vorbild für andere Unternehmen sein. Da bleibt den Gewerkschaften nur ein bitterer Trost: Wenn die Arbeitskosten innerhalb von sieben Jahren wirklich um ein Drittel sinken, bewegen sich die deutschen Metaller weit auf ihre Kollegen in Tschechien oder Polen zu. Dann können die Vorstände zumindest damit nicht mehr drohen.