Qualität wegreformiert

Universität bangt um Investitionsmittel für Sanierungen und Neubauten. Studie über künftigen Ausstattungsbedarf der Hochschule regt rot-grüne Opposition und AStA auf

Die Universität befürchtet, bei geplanten Umbauten und Sanierungen ihrer Gebäude von der Wissenschaftsbehörde finanziell im Stich gelassen zu werden. Laut Uni-Pressestelle geht es dabei um einen Betrag von 30 Millionen Euro, den die Hochschule „zu verlieren droht“. Wie Sprecher Peter Wiegand gestern sagte, habe Kanzler Manfred Nettekoven am Montag bei Gesprächen in der Behörde „Signale erhalten, dass dieser Fall eintritt“. Etwa zeitgleich hatte Präses Jörg Dräger (parteilos) die Presse über seine Schrumpfungspläne für die Uni informiert, in denen auch die Aufgabe von 37 Uni-Standorten vorgesehen ist, und dafür einen „teilweisen Ringtausch“ durch Neubauten versprochen.

Wie berichtet, hatte Dräger eine Studie des Hochschulinformationssystems (HIS) vorgestellt und zur „Zielvorgabe“ erklärt. Die Bund-Länder-GmbH hat darin den Bedarf der Uni an Studienplätzen, Dozenten und Flächen berechnet, der sich durch die Hochschulreform ergibt. Neben dem Abbau der Studienplätze um ein Fünftel und der Lehrstühle um ein Drittel, soll bis 2012 die Uni 33.800 Quadratmeter Fläche aufgeben. Im Gegenzug sollen 6.400 Quadratmeter auf dem Uni-Campus in Rotherbaum neu hinzukommen.

Den größten Flächenabbau erbringt dabei die Informatik, die von Stellingen ins Zentrum ziehen soll. Gegen den Kahlschlag bei Plätzen und Professuren wehrt sich das Uni-Präsidium. Die Flächenberechnung beruhe hingegen auch „auf eigenen Zielentwicklungen“, so Sprecher Wiegand. Diese seien aber nicht zu erreichen, wenn die Bauinvestitionsmittel ausblieben. Drägers Sprecherin Sabine Neumann sagte dazu: „Wenn jemand Mittelsperrungen behauptet, ist das falsch. Für den Etat 2005 sind die Investitionsentscheidungen noch nicht getroffen.“

Unterdessen warnte die Opposition vor der Umsetzung der HIS-Studie, dernach etwa in den Rechtswissenschaften 46 und in den Geisteswissenschaften 58 Prozent der Studienplätze entfallen. Grundlage für die Berechnungen ist das „Dohnanyi-Papier“ zur Hochschulreform, das durch Quoten vom Bachelorabschluss in das vertiefende Masterstudium dieses nur einer kleineren Elite vorbehält. Das spart Studienplätze und Professoren. „Die Studie legt knallhart die Quoten zugrunde“, warnte GALierin Heike Opitz, „obwohl heute keiner weiß, ob die Wirtschaft den Bachelor annehmen wird.“

SPD-Politikerin Barbara Brüning nannte den Platzabbau ein „falsches Signal“. So habe die OECD Deutschland aufgefordert, mehr Akademiker auszubilden. Daran erinnert auch der Uni-AStA. Zugleich rügte er Drägers Vorhaben, Professuren zugunsten von billigeren wissenschaftlichen Mitarbeitern zu streichen. Dadurch drohe die Qualität der Lehre zu leiden, moniert der AStA und kündigt Protestaktionen an. EVA WEIKERT