Ein Ruheplatz nicht nur für Tote

Am offenen Grab: Der Tag des Friedhofs soll Geschichte und Tradition der Grabstätten näher bringen

Bremen taz ■ Hasen, Rehe, Blumen und grüner Rasen. Was nach unberührter Natur und weit entfernter Wildnis klingt, liegt gleich in der Nachbarschaft. Bremens Friedhöfe seien wahre „Oasen“, so Hanni Steiner von der Arbeitsgemeinschaft „Tag des Friedhofs“. Um Vorurteile über die Ruhestätten aus dem Weg zu räumen, bereitet diese einen Infotag vor. Termin: 19. September, am Huckelrieder Friedhof.

Anders als Tiere haben viele Menschen Hemmungen einen Friedhof zu betreten: Viele Kinder haben Angst vor gruseligen Gestalten und selbst mancher Erwachsene verbindet düstere Geschichten mit dem Ort der letzten Ruhe. Dabei ist das völlig falsch: „Gerade in Großstädten bieten Friedhöfe einen idealen Kontrast zu Straßenlärm und Presslufthammer-Getöse von Baustellen“, so Steiner. Die großen Friedhöfe seien gepflegte Parks – hier könne man wirklich entspannen. Denn „höchstens Gärtner gehen ihrer Arbeit nach.“

Wer sich für einen idyllischen Spaziergang auf dem Friedhof entscheidet, kann viel entdecken. Insbesondere geheimnisvolle Grab-Symbole geben einigen Besuchern Rätsel auf. Zwar können die meisten erahnen, dass Engel beschützen sollen, doch „selbst das christliche Kreuz ist für manchen jungen Menschen nur noch ein Schmuckstück unter anderen.“ Lorbeerkränze erhalten nicht nur Olympia-Sieger, sondern sie stehen auch für die Ewigkeit. Stammt ein Verstorbener aus Ostpreußen, verdeutlicht eine Elchschaufel seine Herkunft.

Besondere Aktualität gewinnt das Thema Friedhof durch die geplante Lockerung des bremischen Bestattungsgesetzes durch Bausenator Jens Eckhoff: Nach nordrhein-westfälischem Vorbild sollen alternative Beisetzungsformen für Urnen zugelassen, die Gestaltung der Gräber den Familien überlassen und die komplizierten Friedhofsvorschriften vereinfacht werden. Der Ausgang der Debatte sei zwar noch offen. Doch wenn sich Senator Eckhoff mit seinen Plänen durchsetze, „könnten Bremens Friedhöfe bald ganz anders aussehen. Wer entscheiden will, sollte etwas über die Geschichte der bremischen Bestattungskultur wissen“, ermutigt Steiner die Menschen, am Tag des Friedhofs teilzunehmen. wet