Punkte in den Arsch geschoben

Turnen: Tumulte, Proteste und Wertungsstreit zum Abschluss der Wettkämpfe

Am letzten Abend der Turn-Wettbewerbe kulminierte der Zorn des Publikums über die Fehlleistungen der Kampfrichter in einem anhaltenden Konzert von Pfiffen und Buhrufen. Auslöser war eine skandalös niedrige Wertung für den Russen Alexander Nemow am Reck. Zehn Minuten musste der nächste Turner, Paul Hamm aus den USA, warten, bis er endlich ans Gerät konnte. Zuvor hatte Nemow, nachdem er die Stimmung zunächst angeheizt hatte, versucht, die Zuschauer mit Gesten zur Ruhe zu bringen.

Am Ende wurde der Russe Fünfter, Gold am Reck gewann der Italiener Igor Cassina vor Paul Hamm, der zuvor selbst Mittelpunkt einer Kontroverse gewesen war. Den Mehrkampf hatte er nur wegen eines Wertungsfehlers gewonnen, der zur Suspendierung von drei Kampfrichtern führte. Behalten will Hamm sein unverdientes Gold, das eigentlich dem Koreaner Yang Tae Young gebührt, trotzdem. Die Südkoreaner haben den Sportgerichtshof Cas angerufen. Einen Protest gegen die Punktrichter reichte das russische Team ein.

Während der gesamten Wettkämpfe hatten die überhöhten Wertungen für die USA mit ihrer starken Lobby im Weltturnen Unmut erregt. „Den Amis sind die Punkte doch geradezu in den Arsch geschoben worden“, nahm die 16-jährige deutsche Turn-Hoffnung Florian Hambüchen, am Reck großartiger Siebter, kein Blatt vor den Mund.