Reformgegner steinigen Politiker-Limousine

In Wittenberge bewerfen Demonstranten den Kanzler. Andernorts geraten die Protestler untereinander in Streit

BERLIN dpa/afp ■ Hartz-IV-Gegner haben gestern im brandenburgischen Wittenberge Bundeskanzler Gerhard Schröder mit Eiern und Steinen beworfen. Sie riefen „Wir sind das Volk“ und randalierten. Der Stein prallte an einer Regierungslimousine ab. Die Eier verfehlten den Kanzler. Sie trafen Journalisten und einen Polizeibeamten.

Schröder war nach Wittenberge gereist, um an der Wiedereröffnung des Bahnhofs und der Taufe eines ICE teilzunehmen. Rund 400 Demonstranten flankierten die Feier, Polizisten sperrten den Bahnhof weiträumig ab. Lautstark empörte sich die Menge, doch zum Glück sei Schröder „außer Wurfweite“ gewesen, so Vize-Regierungssprecher Thomas Steg. Wittenberge liegt in der Region Prignitz mit 22 Prozent Arbeitslosigkeit.

Schon am Montag war es bei Demonstrationen zu Auseinandersetzungen gekommen. Nach Angaben von Attac versuchten in Chemnitz und Leipzig linke Demonstranten, Rechtsextreme aus den Protestzügen zu drängen. Das Bündnis gegen rechte Gewalt in Rostock meldete einen Übergriff: Ein Rechtsextremer habe eine junge Frau mit der Faust ins Gesicht geschlagen, als er aufgefordert wurde, die Demo zu verlassen.

Unklar ist, wie viele Menschen am Montag gegen die Arbeitsmarktreformen protestiert haben. Attac spricht von bundesweit mindestens 130.000 Menschen, die Polizei geht von 70.000 aus. Die Veranstalter zählten 30.000 Demonstranten allein in Leipzig, die Polizei nannte 16.000. Klar ist nur: Gegenüber der Vorwoche gingen die Proteste zurück. Doch das gilt nicht für alle Bundesländer. In Brandenburg demonstrierten am Montagabend 17.000 Menschen, informierte die Polizei. Eine Woche zuvor waren es erst 10.000 gewesen. Im Westen hingegen zog es selbst in Großstädten wie Frankfurt und München nur wenige hundert zu den Protestkundgebungen.