Mädchen müssen früh zu Bett

Gleichberechtigung? Eher unvollkommen, finden Mädchen, die sich am Schreibwettbewerb des Mädchenhauses und der Gleichstellungsbeauftragten beteiligt haben. Sonntag ist Preisverleihung

VON EIKEN BRUHN

Zinet ist 13 und kann die Frage nach dem Stand der Gleichberechtigung mit einem Satz beantworten. „Weil ich ein Mädchen bin, darf ich nicht lange draußen bleiben“, schreibt sie auf Deutsch und auf Türkisch und malt darunter einen großen gelben Smiley mit nach unten verzogenen Mundwinkeln.

Auch die meisten anderen Mädchen, die sich mit Bildern und Texten am Wettbewerb „Gleichberechtigt?!“ des Mädchenhauses und der Gleichstellungsbeauftragten beteiligt haben, wissen ganz genau, wo es – immer noch – hakt.

Immer wieder geht es in den Beiträgen um das, was oft das „Geschlecht des öffentlichen Raums“ genannt wird. „Ich fühle mich als Mädchen nicht gleichberechtigt, da Jungs länger draußen sein können“, schreibt eine 17-Jährige, „das schlimmste ist, dass man sich die Nacht zum Feind macht, obwohl sie doch so schön ist“. Und die 15-jährige Jessica: „Außerdem müssen Frauen sich im Dunklen fürchten, dass sie vergewaltigt werden.“

Viele der Themen, die den Mädchen zum Thema Gleichberechtigung einfallen, haben allerdings mit ihrem eigenen Erleben wenig zu tun. So beschäftigt die 15-jährige Laura, dass berufstätige Mütter als „Rabenmütter“ bezeichnet würden. „Warum wird ihnen ein schlechtes Gewissen gemacht, dass sie keine guten Mütter seien, nur, weil sie unausgelastet sind und sich von Tätigkeiten wie Bügeln unterfordert fühlen?“ Eine Gleichaltrige beklagt, dass Frauen beim Einstellungsgespräch danach gefragt würden, ob sie schwanger seien und einen Freund hätten und die ebenfalls 15-jährige Sina hat eine gesichtslose Frau gemalt und ihr ins Gesicht geschrieben „Nur Hausfrau und Mutter“?

Einig sind sich die Teilnehmerinnen darin, dass Mädchen und Frauen weniger gleichberechtigt sind, als oft behauptet wird. Die 15-jährige Janna hat beobachtet, dass ihr Sportlehrer Mädchen für unsportlicher hält als Jungen und ihnen deshalb nur Dreien gibt und dass „es mancherorts als unmoralisch gilt, als Mädchen Bier zu trinken oder Kampfsportarten auszuüben“.

Und Laura regt sich über das Frauenbild in den Medien auf. „Trage keine Zöpfe, Jungs halten dich sonst für zu lieb und unsexy, sonst passt du nicht ins Bild“ oder „Kurze Haare törnen Jungs total ab, wenn du einen abkriegen willst musst du lange haben“, zitiert sie aus einer Mädchenzeitschrift und fragt: „Wie kann so etwas in einer Welt, die vor Gleichberechtigung strotzen soll, angehen?“

Preisverleihung: Sonntag, Kaminzimmer im Rathaus, 13 Uhr