Conti hat ein Schaeffler-Problem

Eklat im Aufsichtsrat: Chefkontrolleur Hubertus von Grünberg tritt ab, Gewerkschaften warnen vor Filetierung der Autozulieferer, die Banken sind auf dem Sprung

Der Machtkampf zwischen dem Autozulieferer Continental und seinem ungeliebten und schwer angeschlagenen Großaktionär Schaeffler ist an diesem Freitag weiter eskaliert: „Es zeichnet sich ab, dass Continental weiter Schaden nimmt“, sagte Hubertus von Grünberg nach einer Sitzung des Aufsichtsrats – und trat dann als Chef des Kontrollgremiums überraschend zurück.

Conti laufe „Gefahr, in das Schaeffler-Problem hineingezogen zu werden“, sagte von Grünberg, der eigentlich einfaches Mitglied im Kontrollgremium hätte bleiben sollen. Schaeffler hat sich bei der auf Pump finanzierten Conti-Übernahme verhoben: Die Franken drücken Schulden in Höhe von gut zehn Milliarden Euro, angeblich haben sie Schwierigkeiten, Zinsen in Höhe von 70 Millionen Euro monatlich zu bedienen.

Die Gewerkschaften IG BCE und IG Metall forderten nach der Sitzung ein Zukunftskonzept für Continental und Schaeffler. Maßstab sei die Sicherung der Jobs „auf der Grundlage der Investorenvereinbarung“. Eine „Filetierung von Continental beziehungsweise der Schaeffler-Gruppe“ sei „nicht akzeptabel“.

Schaeffler hält knapp unter 50 Prozent an Conti, weitere 40 Prozent sind bei Banken geparkt. In der Branche wird damit gerechnet, dass die Institute bald die Kontrolle über die Herzogenauracher Gruppe übernehmen.

Laut Medienberichten könnten die Schaeffler-Gläubiger ihre Forderungen in Beteiligungen umwandeln. Hauptgläubiger ist die Commerzbank, an der wiederum der Bund im Rahmen von Rettungsmaßnahmen einen Anteil von 25 Prozent übernommen hat.

Für die Familie Schaeffler würde das bedeuten, dass sie die Macht im Konzern verliert: Ihr Anteil am Unternehmen soll auf weniger als 20 Prozent sinken. Mögliche Auswirkungen auf die insgesamt rund 210.000 Mitarbeiter sind bislang noch nicht absehbar. TAZ