Wochenübersicht: Konzert: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Broadcast, Kalkscheune, Mi., 21 Uhr, VVK: 10 €

Vic Chesnutt, Magnet, Mi., 21 Uhr, AK: 19 €

Soweit ich das überblicke: kein Johnny-Cash-Memorial zu sehen. Muss man also schon selbst an seinen Plattenspieler, um die Tränen für den Man in black in Fluss zu bringen. Aber: Corporate Country still sucks, trotz alledem, selbst wenn der alte Nashville-Stiefel durchaus Spaß macht. Mit weitläufigerem Herz darf man dann auch das Country nennen, was Huun-Huur-Tu machen, mit ihren schön pferderückengeschaukelten Melodien. Nur wird in diesem Sattel nicht gejodelt, hier wird das Wunder des Obertongesangs gepflegt. Kommen ja aus Tuva und bringen die Steppe auch in deiner Seele zum Singen – die dann gar nicht öd ist, sondern reich an feinen Spuren und hingebungsvollen Meditationen. Überhaupt kein Stimmungskitsch übrigens, heute zur Nacht in der Gethsemanekirche im Rahmen des (bestens besetzten) Fests der Kontinente. Aber es geht noch tiefer. Dahin, wo es blutet. Vic Chesnutt ist so einer. Was sein gleichfalls ehrenwerter Kollege Howe Gelb in seinen Projekten, weil in den Interessen zu verzettelt, immer nur durchblicken lässt, formte Chesnutt nun konsistenter, zielgerichteter: nämlich das große Erbe von The Band anzutreten. Die feste Kirchenbank Americana. Auf die Knie. Bekennt, dass dieser Folkgospel euch im Herzen rührt. Am Mittwoch im Magnet. Bis hierhin wohnt auch immer etwas Johnny Cash in den Musiken, irgendwie. Was man im Fall von Broadcast wirklich nicht behaupten will. Wäre schon sehr sophistisch. Die sind mehr so eine Band, die sich zu Weihnachten die abwaschbare Plastiktanne ins Zimmer stellt. Ein Kettenkarussell an flirrenden Sounds. Elegantes Rumpeln mit leidenschaftlichem Interesse am Analogfiepen alter Elektroapparate. Stoische Beats. Dazu eine entrückte Frauenstimme. Pop-Nonchalance, wie sie die anderen Brit-Modelle Pram oder Stereolab ausforschen. Gleichfalls am Mittwoch in der Kalkscheune.

Huun-Huur-Tu, Gethsemsane-Kirche, Fr., 22 Uhr, 10/7 €