DOPINGFAHNDER MÜSSEN VERMEHRT IN ARMEN LÄNDERN KONTROLLIEREN
: Positive Tests, positive Bilanz

Sie haben Epo im Blut und anabole Stoffe im Urin. Aber vor allem haben Dopingsünder eines: „Grütze im Hirn“, wie es der Eurosport-Kommentator schön formulierte. 27 Athleten wurden bisher bei den Olympischen Spielen in Athen des Sportbetrugs überführt – vor vier Jahren in Sydney waren es insgesamt bloß zehn. Eine positive Bilanz – im doppelten Sinn: Denn eine große Menge ertappter Sportler bedeutet nicht, dass immer mehr gedopt wird, sondern eher, dass die Kontrollen besser geworden sind.

Schlimm ist allerdings, dass die Athleten sich davon nicht beeindrucken lassen und weiterhin eifrig zu Stanozol, Clenbuterol oder Testosteron greifen. Und wie im Fall des ungarischen Diskuswerfers Robert Fazekas auch vor plumpen Täuschungsmanövern nicht zurückschrecken. Betrachtet man den Hormonspiegel der diesjährigen Spiele, erkennt man, dass Dopende überwiegend aus der Gastgebernation Griechenland und aus Entwicklungs- oder osteuropäischen Ländern kommen. Sieht man also von dem US-Skandal um die Designerdroge THG ab, der ja einigen Athleten die Teilnahme an den Olympischen Spielen vermasselt hat, wird klar, dass die Weltantidopingagentur (Wada) ihre Bemühungen in die Nischen der kleineren Länder ausweiten muss. Trainingskontrollen, die in den USA, Deutschland und anderen westeuropäischen Staaten an der Tagesordnung sind, gibt es in Kirgisien oder Moldawien fast gar nicht. So können Athleten – wenn sie schlau genug sind – während der wettkampffreien Zeit mithilfe der chemischen Keule ordentlich ihre Leistung steigern und bei Olympischen Spielen vermeintlich ungedopt auf dem Treppchen stehen.

Solche Fälle wird es auch in diesem Jahr mehr als genug geben. Nur erfährt man eben nicht von ihnen. Die saubersten Spiele werden die meisten Dopingsünder haben. Und wenn die Sportler erst einmal auf das erst seit kurzem nachweisbare Wachstumshormon getestet werden, wird die Bilanz noch schlechter ausfallen. Aber jeder überführte Sportler ist ein Erfolg im Kampf gegen Doping. JUTTA HEESS