Schloss lässt keinen Schluss zu

Über ein mögliches Ende der Schlossdebatte diskutieren Architekten in der Akademie der Künste. Von einem Schlussstrich will fast keiner etwas wissen. Teilnehmer äußern zudem Kritik an dem Konzept des Humboldt-Forums

Auf Podiumsdiskussionen in der Stadt geht man derzeit nicht gerade freundlich um mit Franco Stella und seinem siegreichen Entwurf für die Rekonstruktion des Berliner Schlosses. Wahrscheinlich lässt sich Stella darum bei solchen Architekturdiskursen wenig blicken oder weicht, wie am Donnerstag vergangener Woche – selbstlobend – in die Italienische Botschaft aus. Zum Heimspiel sozusagen.

Bei der Diskussion am Sonntag in der Akademie der Künste mit dem Thema „Schlossdebatte – Schluss mit der Debatte?“, welche die Akademie mit der Stiftung Baukultur veranstaltete, war die Stimmung wenig anders. Die Architektenschaft lässt spüren, dass sie sich durch den Bundestagsbeschluss und die Wettbewerbsvorgaben gegängelt fühlt. Und haut darum auf Stella und seinen restaurativen Entwurf ein.

Immerhin: Ein, zwei Beträge verteidigten in der vollbesetzten Akademie am Pariser Platz den barocken Wiederaufbauplan. Peter Zlonicky etwa, Stadtplaner aus München und Jurymitglied, bescheinigte dem Italiener einen gelungenen Entwurf. „Über die Frage ‚Rekonstruktion oder nicht?‘ braucht man darum nicht mehr reden“, das sei entschieden, sagte Zlonicky.

Weit gefehlt, meinten sowohl die weiteren GesprächsteilnehmerInnen als auch das Publikum. Es sei nach wie vor problematisch, merkten Werner Durth von der Akademie und Michael Braun (Stiftung Baukultur) an, wenn „die Demokratie als Bauherr“ mittels der vorgesehenen Schlossrekonstruktion „die Zukunft in der Vergangenheit“ zum Ausdruck bringen möchte. Für das Deutschlandbild des 21. Jahrhunderts bedeute dies doch ein Fiasko.

„Nach dem Wettbewerb beginnt die richtige architektonische Debatte“, nörgelte auch Petra Kahlfeldt, Architektin aus Berlin. Zwar glaube sie, dass Stellas Entwurf realisiert werde, dennoch müsse darüber gesprochen werden, „wie das Schloss einmal als Ganzes“, seine Fassaden, sein Innenleben, seine modernen Teile miteinander ins Verhältnis gesetzt werden könnten. Darüber herrsche wenig Klarheit. Ganz richtig, verlängerte der Architekturkritiker Falk Jaeger – und sah noch lange kein Schloss kommen. Angesichts fehlender inhaltlicher Konzepte prophezeite er: „Das Humboldt-Forum kann ganz schnell in der Versenkung verschwinden.“

Ob dann die Architekten Malvezzi/Kühn, deren Entwurf beim Wettbewerb einen Sonderpreis erhielt, zum Zuge kommen könnten – wie der Stuttgarter Architekt HG Merz sich erhoffte –, bleibt Spekulation. Dazu müsste erst der Bundestag seine Pro-Barockfassaden-Entscheidung von 2002 revidieren. Das sei dann demokratiefeindlich, posaunte Zlonicky. Falsch, sagte eine Zuhörerin. Das Gute an der Demokratie wäre, „dass man auch Fehlentscheidungen ändern kann“. Das Publikum raste. ROLA