unterm strich
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Merkwürdige Umstände verkomplizieren die Erwerbsmöglichkeiten deutschsprachiger Krimi-Autoren. Das sagt zumindest Thomas Przybilka, der deutsche Vertreter der internationalen Vereinigung der Kriminalautoren (AIEP/IACW). Amerikanischen Verlagen sei nämlich das Übersetzen fremdsprachiger Literatur zu teuer. Für deutsche Verlage sei es aber günstiger, die fertigen Bücher aus dem englischsprachigen Raum zu übersetzen, als ein deutsches Manuskript zu überarbeiten und druckfähig zu machen, so Przybilka. Deutschland fragt: Warum? Muss eine Quote her? Lügt hier gar irgendjemand? Oder gibt es auf den beiden Seiten des Atlantik unterschiedliche Kalkulationsgrundlagen? Bei dem Jahrestreffen der AIEP/IACW in dem schönen Städtchen Daun in der Eifel werden diese Fragen mit Leidenschaft diskutiert. 50 Autoren aus 20 Ländern sind zusammengekommen. Außerdem soll sich über Methoden des Sponsorings verständigt werden, um osteuropäische Autoren auf dem internationalen Markt bekannter zu machen.

Im österreichischen Graz wird derweil heute der Steirische Herbst eröffnet. Anders als in der Vergangenheit ist Graz in diesem Jahr die Kulturhauptstadt Europas. Deshalb ist das Festival so groß wie nie zuvor: 28 Produktionen aus den Sparten Theater, Oper, Musik, Bildende Kunst und Theorie streiten um die Aufmerksamkeit der Steiermärker und der zahllosen Kulturtouristen, die sich die Region von einem so breit gefächerten Programm verspricht. Im Großen und Ganzen soll die Frage nach Europa im Spannungsverhältnis zu den Vereinigten Staaten von Amerika Mittelpunkt der Veranstaltung stehen. So sieht zumindest das Logo des Festivals aus, das Westeuropa als Anhängsel der USA zeigt. Ein großes Thema, das in der Folge der dramatischen politischen Entwicklungen der vergangenen Jahre gar nicht genug beleuchtet werden kann. Den Auftakt macht die Berliner Choreografin Sasha Waltz mit ihrer Inszenierung „Insideout“, bei der die Lebensgeschichten der Tänzerinnen aus Europa und Amerika im Mittelpunkt stehen sollen. Anders der Ansatz des Tiroler Autoren Klaus Händl: In „(wilde) – der mann mit den traurigen augen“ will er Zivilisationsprozesse in Frage stellen, so die Veranstalter. Bernhard Langs Musiktheaterstück „Das Theater der Wiederholungen“ darf man sich als eine Mischung aus Marquis de Sade, William Burroughs, Gille Deleuze und Minimal Music vorstellen. Für jeden etwas also. Die Opernadaption von David Lynchs Film „Lost Highway“ durch die Komponistin Olga Neuwirth dürfte dagegen ein Heimspiel werden: Sie lebt in Graz.