Schartau sucht nach Ausbildung

In Dortmund hat gestern Wirtschaftsminister Harald Schartau seine „Ausbildungstour“ begonnen. Er will für weitere Lehrstellen und Langzeit-Praktika werben. Doch Gewerkschafter bleiben skeptisch

VON NATALIE WIESMANN

Zehntausende von Schulabgängern bleiben in Nordrhein-Westfalen wohl auf der Straße. Mit einer Tour durch die Betriebe will Wirtschaftsminister Harald Schartau (SPD) dem Ausbildungsunwillen von Unternehmen entgegentreten. Der werbewirksame Auftakt fand gestern in Dortmund statt.

In einem Lebensmittelmarkt und einem Hundefutter-Betrieb präsentierte Schartau das Konzept der Verbundausbildung: Auszubildende lernen in verschiedenen Betrieben. So können auch kleinere Unternehmen mit ins Boot kommen. Anschließend besuchte Schartau ein Dortmunder Weichenbau-Unternehmen. Dort läuft seit Monaten das Programm „tanja“. Über Teilqualifikationen sollen jugendliche Arbeitslose einen Einstieg in Ausbildung und Beschäftigung erhalten. Das ist die neue, gemeinsame Initiative der IHKs mit den Arbeitsämtern in NRW.

Kreative Konzepte hat der Wirtschaftsminister auch bitter nötig. Anfang August waren fast 40.000 Schulabgänger im Land ohne Ausbildungsplatz. Für sie standen aber nur etwa 17.000 offene Stellen zur Verfügung. Im Ruhrgebiet sieht die Lage besonders schlecht aus: Hier kommen drei Jugendliche auf eine Stelle. In Gelsenkirchen kämpfen sogar vier Bewerber um einen einzigen Ausbildungsplatz.

Noch im August behauptete der Wirtschaftsminister unbeeindruckt, jeder ausbildungswillige Jugendliche würde auch einen Platz zur Verfügung gestellt bekommen. „Die Betriebe müssen sich nur noch einmal kräftig ins Zeug legen“, sagte er. Um ihnen die Entscheidung zu erleichtern, hat Schartaus Ministerium für den Ausbildungskonsens 20.000 Euro zur Verfügung gestellt. Michael Bartilla, Pressesprecher der Unternehmensverbände Dortmund, ist natürlich begeistert von den Langzeit-Praktika: „So kann ein Unternehmer risikolos die Eignung eines zukünftigen Azubi testen“, lobt er den Minister. Wenn der Jugendliche den Test bestehe, könne er übernommen werden. Doch nur ein Teil der Praktikumszeit wird ihm dabei angerechnet. Auch die Unterstützung vom Arbeitsamt für ein Praktikum – das bis zu einem Jahr dauern kann – ist eher dürftig: Jugendliche, die bei ihren Eltern wohnen, bekommen bis zu 240 Euro im Monat, ein Praktikant, der nicht zu Hause wohnt, wird mit höchsten 460 Euro unterstützt.

Die IG Metall in NRW ist von der Ausbildungspolitik der Landesregierung nicht begeistert . „Wir begrüßen solche Vorstöße wie die Ausbildungstour von Schartau“, sagt Gewerkschaftssprecher Wolfgang Nettelstroth. Trotz aller Bemühungen sei aber klar: „Der Ausbildungspakt auf Bundesebene funktioniert nicht“. In der Elektro- und Metallbranche seien in diesem Jahr sogar weniger Lehrstellen zur Verfügung gestellt worden. „Wir kämpfen weiter um eine Ausbildungsplatzabgabe für Betriebe, die nicht ausbilden“, so der Gewerkschafter.