Saubere Stadtregion

Jugendliche aus Polen, Frankreich und Deutschland testen schon einmal die Kulturhauptstadt Ruhrgebiet

RUHR taz ■ Bis Sonntag wollen 60 Jugendliche aus Schlesien, Nordfrankreich und NRW heraus finden, ob sich das Ruhrgebiet 2010 als Kulturhauptstadt Europas eignet. Also besichtigen die je 20 Jugendliche Städte und interviewen Passanten. Zum Abschluss ist ein Meinungsaustausch mit Politikern aus den drei Ländern vorgesehen. Gregory Boucherie (20) aus Lille hält schon einmal Lob bereit: „Die Städte hier sind alle so sauber.“

Bislang führte die Entdeckungstour nach Hattingen, Münster, Essen, Düsseldorf und mit dem Kanu auf die Ruhr. Als Renner entpuppte sich eine Tour zur „Essener Industriekultur“. Justyna Mackowska (18) aus Schlesien ist begeistert: „Ich finde gut, dass man die Zeche Carl renoviert hat und dort Kneipen und Diskos einrichtet.“ Wo sonst solle man so etwas machen? „Bei uns in Oberschlesien gibt es auch alte Zechen, aber kein Mensch nutzt sie.“ Auch Paul Maurice (20) aus Paris meint: „In Frankreich werden alte Industriegebäude einfach zerstört, weil man denkt, die sind hässlich.“

Seit 2001 gibt es die „Trilaterale“. Brigitte Borsdorf vom Institut Français in Düsseldorf organisert die Jugendreise: „Das Instytut Polski und wir hatten die Idee, einen Jugendaustausch der drei Länder zu veranstalten.“ Die NRW-Staatskanzlei habe dann Geld bereit gestellt, vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk in Dortmund sind dazu 13 Betreuer mit den Jugendlichen unterwegs.

Natürlich sollen die Jugendlichen auch zueinander finden und Interesse am anderen Land bekommen. Doch die meisten bei der „Trilaterale“ sind da schon weiter: Ann-Kristin Kolwes (17) aus Herford hat eine Brieffreundin in Polen. Ihre Schule unterhalte schon seit längerem einen Austausch mit einer Schule im schlesischen Czechowice-Dziedzice.

Trotzdem gibt es immer noch Neues zu entdecken. Hildegard Azimi-Boedecker, eine Betreuerin: „Die polnischen Jugendlichen sind sehr höflich – das waren die Deutschen am Anfang unserer Tour nicht.“ Mittlerweile scheint die gute Laune auf alle abgefärbt zu haben: Als eine deutsche Teilnehmerin die Gruppe früher verlässt, weil sie bei den Eltern ihren Geburtstag feiern will, singen die polnischen Jugendlichen ein Ständchen zum Abschied. CHRISTIAN VATTER