Keine Prügelknaben

Schulleiterverband kritisiert Kürzungen und Stil der Bildungsbehörde. Weniger Lehrer pro Grundschulkind

Hamburgs Schulleiter müssen die Sparbeschlüsse des Senats umsetzen, aber sie sind – seit einem Erlass vom Mai – daran gehindert, sich öffentlich zu äußern. Darum ergriff gestern der 360 Mitglieder starke Verband Hamburger Schulleitungen, kurz VHS, das Wort. „Wir sind nicht bereit, die Prügelknaben der Behörde zu sein“, sagte der Vorsitzende Klaus Wendtland. „Wir wehren uns dagegen, die Verantwortung für politische Entscheidungen übernehmen zu müssen.“

Insbesondere an den Grundschulen „brennt es“, so Wendtland. Eine VHS-Umfrage, an der die Hälfte aller Grundschulen sich beteiligten haben, ergibt, dass sich die Lehrer-pro-Kind-Relation seit 2002 um 9 Prozent verschlechtert hat. So hatte die Schule Altengammer Deich für 19 zusätzliche Schüler keinen einzigen, die Schule An der Burgweide für 42 zusätzliche Schüler nur einen halben Lehrer mehr. Noch schlechter sei die Lage an den Integrationsschulen, sagte Angelika Fiedler vom Grundschulverband. Hier verschlechterte sich das Verhältnis je nach Schule um 12 bis 18 Prozent.

Schmerzlich sei zudem die Absenkung der Sprachförderung um 22 Prozent. Fiedler: „Dies alles ist verheerend angesicht der Erkenntnisse aus den USA, dass kleine Klassen insbesondere für sozial benachteiligte Kinder dauerhafte Vorteile bringen.“ Der durch die KESS-Studie deutlich gewordene Vorsprung der Hamburger Schüler, so Wendtland, sei nach dieser Kürzung „nicht mehr zu halten“.

Die Bildungsbehörde sollte sich „mit offenem Visier“ zu ihrer Sparpolitik bekennen, forderte der zweite VHS-Vorsitzende Ulrich Mumm. Direkte Kritik übt der Verband an Pressesprecher Alexander Luckow, der „machmal anders informiert, als wir es vor Ort erleben“. So hatte der Sprecher in Bezug auf Klassen mit mehr als 30 Schülern erklärt, dies hätten die Schulleiter zu verantworten. Kaija Kutter