Vom Statist zum Senator

Als Wirtschafts- und Kultursenator und als Bürgermeister hat die CDU Peter Gloystein nominiert. Gestern stellte der Banker sich der Bremer Presse

Einstimmig hat der Landesvorstand der CDU gestern den früheren Frankfurter Bankier Peter Gloystein (58) als Kandidaten für die Nachfolge von Wirtschaftssenator Hartmut Perschau nominiert. Am 8. September steht Gloystein in der Bürgerschaft zur Wahl. Gestern stellte er sich der Presse vor – mit der klaren Vorgabe, dass er sich zu bremischen Fragen nicht äußern werde, die sein zukünftiges Amt betreffen könnten.

Gloystein, lobte der CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann, bringe „Erfahrungen und Kompetenz in Wirtschaftsfragen“ mit, der Kultur sei er als „Hobby und aus Leidenschaft“ verbunden. Politisch sei Gloystein „kein unbeschriebenes Blatt“ und außerdem überzeugter gebürtiger Bremer. „Ich bin glücklich und zufrieden“, wiederholte Neumann, „dass es gelungen ist, Peter Gloystein für diese Aufgabe zu gewinnen.“

„Ich bin gerne in Bremen“ bekannte der so Gelobte selbst. Er sei in der Neustadt aufgewachsen, zum Gymnasium am Leibnitzplatz gegangen, habe bei Schulmeisterschaften auf der Weser gerudert und damals in einer Statistenrolle am Theater am Goetheplatz mitgespielt.

Gloystein wird auch die Rolle des Bürgermeisters gern übernehmen – „eine ehrenvolle Nominalposition“, beschrieb er diese Aufgabe: „Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen – das genieße ich gerne, das klingt für mich gut.“

Er sei ein „überzeugter Marktwirtschaftler“, bekannte Gloystein, der aber 1985/86 als Stadtverordneter in Kronberg/Taunus durchaus die staatlichen Verwaltungsvorgänge kennen gelernt hat. So hat er offenbar grundsätzlich nichts gegen staatliche Engagements auf dem Markt. Das Projekt Space Park sei „weniger gelungen“, formulierte er und fügte hinzu: „Solche Risiken geht man bei allen Versuchen ein, wenn man einen Umschwung schaffen will.“

Als Wirtschaftssenator will Gloystein vor allem ein „positives Umfeld schaffen für Investment“. Personelle Veränderungen im Wirtschaftsressort wird es nicht geben: Er müsse sich „auf den eingespielten Apparat verlassen, alles andere wäre Selbstmord“, meinte er. kawe

Nein, er wolle die derzeit im CDU-Haus an den Wänden hängende Kunst weder beurteilen noch interpretieren. Aber „weiterführend und anregend“ sei die Ausstellung „Am Busen der Natur“ von Michael Becker schon, befand Bremens künftiger Kultursenator Peter Gloystein gestern auf Nachfrage während seiner ersten Pressekonferenz in der Parteizentrale.

Was seine erste kultursenatorische Amtshandlung sein werde? „Vermutlich die Operngala zur Wiedereröffnung des Goetheplatztheaters.“ Der Banker ist großer Fan des klassischen Musiktheaters, just am Goetheplatz habe er seine „ersten künstlerisch-kulturellen Erfahrungen gemacht“ – unter anderem als Statist. Welche Akzente wird er nun als Senator setzen? Konkretes wollte Gloystein gestern noch nicht sagen, Elisabeth Motschmann jedenfalls bleibe die zuständige Staatsrätin. „Ich habe sie erst gestern kennen gelernt, aber sie ist eine sehr kompetente und sympathische Frau.

Ansonsten gelte: „Bremen ohne Kultur“ sei wie „Bremen ohne Hafen“, die Kultur also „ein ganz entscheidender Standortfaktor“. Deren „Leuchttürme“ müssten erhalten bleiben, Breitenarbeit sei jedoch „auch wichtig“. Nicht zu vergessen ist Gloysteins Mitgliedschaft in der hiesigen Friedo-Lampe-Gesellschaft. Die habe bisher – neben seinem Engagement etwa im Kuratorium der Bayreuther Festspiele – eine eher exotische Komponente gehabt. Aber jetzt erweise sich ihre „geradezu strategische Bedeutung“, erklärte Gloystein augenzwinkernd.

Bei der Gesellschaft zur Verbreitung des Werkes des als „magischer Realist“ geltenden Literaten wird Gloystein keineswegs als spendende Karteileiche geführt. „Er kennt das gesamte Werk“, sagt Lampe-Spezialist Jürgen Dierking.

Dierking seinerseits kennt Gloystein schon seit Grundschulzeiten – und hält ihn trotz politischer Differenzen für eine ausgesprochen gelungene Besetzung. „Ein wirklich interessierter Mann“, der mit großer Sachkenntnis etwa durch eine Beuys-Ausstellung führen könne – für den Kultur jedenfalls keineswegs Dekoration sei. HB