MECKLENBURG-VORPOMMERN: AUCH PRIVATES GELD IST GUT FÜR DIE NATUR
: Stiften gehen statt unken

Vielleicht sollten sich alle schon mal darauf einstellen, dass der Bayerische Wald demnächst umgetauft wird: in BMW-Park. Oder der Nationalpark Wattenmeer in die Käptn-Iglo-Welt. Darauf, dass sich demnächst nicht mehr der Staat, sondern die Autobauer und Lebensmittelkonzerne um den Naturschutz kümmern. Freilich nur, wenn sie denn ein bisschen Geld für die ach so guten Zwecke übrig haben. Die Dämme sind gebrochen, wenn in Deutschland der erste privat finanzierte Nationalpark kommt und für das Peenetal in Mecklenburg-Vorpommern Sponsoren gefunden werden.

Unkenrufe? Unkenrufe! So dramatisch wird es nämlich nicht. Edmund Stoiber oder Christian Wulff können sich nicht so einfach aus der Verantwortung stehlen. Der Naturschutz ist eine Aufgabe des Staates. Und bleibt es auch. Doch freilich darf sich jeder Landesherr über jeden Cent mehr für den Schutz von Adonisröschen, Biber oder Uferschnepfe freuen. Den Tieren und Pflanzen ist es nämlich reichlich schnuppe, ob Steuergelder oder privates Vermögen für ihre idyllische Ruhe sorgen.

In so manchem Land bleibt den Naturschützern auch gar nichts anderes übrig, als reiche Privatleute zu überzeugen. Das hat durchaus Erfolg. Doug Tompkins, Gründer der Textilkette Esprit, kaufte Anfang der Neunzigerjahre im Norden Patagoniens für 15 Millionen US-Dollar Regenwald. Heute ist das Gebiet ein Naturpark – mit Rangerdienst, Hotelsystem, Verwaltung und ökologisch wirtschaftenden Farmen in der Umgebung. In Südafrika und Namibia funktioniert das genauso.

Der Naturschutz kurbelt dort die regionale Wirtschaft an. Das könnten sich auch hiesige Politiker ruhig mal merken. Noch immer versenken sie Milliarden in zum Scheitern verurteilte Space Parks oder Chipfabriken. Stattdessen sollten sie lieber mehr Geld in die Natur stecken. Von sich aus. Und das schon aus ganz schlichten Gründen: Wer weiß denn, ob ein Sponsor nicht plötzlich Pleite geht? Oder sich der Erbe des Imperiums doch lieber um die Kunst kümmern möchte? Das Geld der naturliebenden Mäzene ist ein willkommener Zusatz, aber eben doch kein Ersatz. HANNA GERSMANN