Alle Labels auf einen Blick

Hier der Orientierungsplan, um sich im Siegel-Dschungel des fairen Marktes in Deutschland zurechtzufinden. Wir empfehlen: ausschneiden, falten, rein in den Geldbeutel. Oder gleich auswendig lernen. Und dann los zum Einkaufen

Eine Vielzahl an Siegeln, Importorganisationen, Vereinen und Weltläden ist am fairen Handel beteiligt. Gesetzlich geschützt ist der Begriff fairer Handel nicht, daher gibt es auch keine verbindiche Definition.

Will man fair einkaufen, führen drei verschiedene Wege zum Ziel: Man achtet auf ein Produktsiegel. Das kann etwa TransFair, Hand in Hand, Fairkauf oder Rugmark heißen. Oder aber man orientiert sich an dem Logo, das über dem Geschäft prangt, in dem man einkaufen geht: Ist es im Weltladen-Design, hat man die Garantie, dass alle angebotenen Waren fair gehandelt sind. Dritte Möglichkeit: das Label der Handels- oder Importfirma auf Kaffee, Bananen oder Schokolade. Lautet das beispielsweise Banafair, Gepa, el puente oder DWP, kann man die Ware ruhigen Gewissens kaufen.

Damit der Verbraucher, will er fair shoppen gehen, nicht all die Logos und Firmen im Kopf haben muss, schlägt die Verbraucherinitiative e. V. vor, das Angebot auf zwei Labels zusammenzufassen. In ihrer Studie „Marketing für den fairen Handel“ empfiehlt sie das internationale TransFair-Label als einheitliches Produktsiegel, unter dessen Kriterien und Optik alle übrigen Siegel firmieren sollen. Als zweites Zeichen auf dem Markt sollte aus Sicht der Verbraucherschützer das Logo der Weltläden etabliert und seine Botschaft „In diesen Läden ist alles fair“ bekannter gemacht werden.

Die Siegel im Einzelnen:

TransFair ist ein Sozialsiegel, das kleinbäuerliche Familien und Selbsthilfeinitiativen fördert. Gekauft wird die Ware direkt beim Produzenten. Diese bestimmen selbst über die Erlöse. Daher zahlt TransFair weit über dem Weltmarktniveau liegende Mindestpreise. Zudem finanziert TransFair die Ernte vor und schließt langfristige Lieferverträge ab. Kinderarbeit ist verboten; die internationalen Arbeitsschutzrichtlinien sind Pflicht. Seit Frühjahr dieses Jahres ist das neue internationale TransFair-Siegel auf dem Markt – neben Deutschland in elf weiteren Ländern. Die Fairtrade Labelling Organisations International (FLO) kontrolliert die Produzenten vor Ort. In Deutschland laufen die Fäden beim TransFair e. V. zusammen. Die Verbraucherinitiative e. V. beurteilt das Label mit „empfehlenswert“, da unabhängige Kontrollen es glaubwürdig machen.

Die Rohstoffe des Sozial- und Ökosiegels Hand in Hand stammen zu 50 Prozent von Hand-in-Hand-Partnern und entsprechen dem EG-Ökostandard oder sogar noch strengeren Richtlinien. Außerdem gelten die gleichen Kriterien wie beim TransFair-Siegel. Die Rapunzel Naturkost AG vertreibt das Label. Auch hier urteilt die Verbraucherinitiative mit „empfehlenswert“. Der Weltladendachverband hingegen nimmt es nicht in das Sortiment seiner Läden auf, da sein Anteil auf dem Markt verschwindend gering sei.

Produkte mit dem Sozial- und Ökosiegel Fairkauf entsprechen EG-Ökostandard. Auch hier werden zusätzlich die TransFair-Auflagen eingehalten. Im Warenpreis ist ein Fair-Kauf-Aufschlag von 1,5 bis 3,5 Prozent enthalten, der in soziale Programme fließt. Vergeben wird das Label von der „nur natur AG“. „Empfehlenswert“ lautet das Votum der Verbraucherinitiative.

Rugmark ist ein internationales Label für fair gehandelte Teppiche. Kinder unter 14 Jahren dürfen nicht beschäftigt werden. In traditionellen Familienbetrieben können Kinder mitarbeiten, wenn sie parallel in die Schule gehen. Rugmark zahlt die im Land üblichen Mindestlöhne. Hersteller und Exporteure zahlen 0,25 Prozent des Warenwertes für das Kontroll- und Siegelsystem, Importeure zahlen mindestens ein Prozent des Wertes für Sozialprogramme in den Erzeugerländern. Der TransFair e. V. vermarktet Rugmark in Deutschland. Bewertung der Verbraucherinitiative: „empfehlenswert“

Das Emblem Care & Fair bürgt ebenfalls für Teppiche ohne Kinderarbeit. Ein Prozent des Importwertes fließen in einen Fonds, aus dem Schul- und Gesundheitsprojekte für Kinder finanziert werden. Die Beschäftigten erhalten einen Mindestlohn sowie eine medizinische Grundversorgung. Dahinter steht der Verein „Care & Fair - Teppichhandel gegen Kinderarbeit“. Die Verbraucherinitiative empfiehlt das Label allerdings nur eingeschränkt, da zwar ein gutes Dokumentationssystem existiert, eine unabhängige Kontrolle aber fehlt.

Das Flower Label Programm vergibt ein Sozial- und Ökosiegel für Blumen. Es zahlt seinen Produzenten gesetzliche Mindestlöhne, erlaubt Gewerkschaften und gewährleistet die Gleichbehandlung aller ArbeiterInnen. Zwangsarbeit sowie die Beschäftigung von Kindern unter 15 Jahren sind verboten, feste Arbeitsverträge werden abgeschlossen, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit sind garantiert. Das Flower Label Programm nutzt die Natur möglichst nachhaltig, Pestizid-, Dünger- und Chemikalieneinsatz sind reduziert. In Deutschland kümmert sich der Verein Fian um das internationale Label. „Empfehlenswert“, sagt die Verbraucherinitiative.

Läden mit dem Logo des Weltladen Dachverbandes verkaufen Produkte mit und ohne die oben beschriebenen Labels, von den erwähnten Händlern und Importeuren oder auch von anderen. Aber ihre Weltladen-Konvention garantiert: Alles aus unserem Haus ist fair produziert und gehandelt (siehe Seite IV). Die Verbraucherinitiative unterstützt dieses Konzept.

Viele internationale Konzerne berufen sich auf Sozialstandards wie das SA 8000 (Standard for Social Accountability). Es verbietet etwa Kinder- und Zwangsarbeit und garantiert existenzsichernde Löhne, ihre Kriterien reichen an die oben Genannten jedoch nicht heran. KBU, KE

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